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Sendung „ttt“: Warum Linke gegen den neuen ARD-Moderator Mischke mobil machen

Sendung „ttt“: Warum Linke gegen den neuen ARD-Moderator Mischke mobil machen

Sendung „ttt“: Warum Linke gegen den neuen ARD-Moderator Mischke mobil machen

Das Bild zeigt ARD-Moderator Thilo Mischke
Das Bild zeigt ARD-Moderator Thilo Mischke
picture alliance / Geisler-Fotopress | Max Patzig/Geisler-Fotopress
Sendung „ttt“
 

Warum Linke gegen den neuen ARD-Moderator Mischke mobil machen

Die ARD glaubte, mit Thilo Mischke einen hochkarätigen neuen Moderator für ihre Kultursendung „titel thesen temperamente“ gefunden zu haben. Doch die Personalie steht seit Tagen von links unter Beschuß. Um welche Vorwürfe geht es?
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BERLIN. Mehr als hundert Autoren, Wissenschaftler und Künstler haben sich gegen die Neubesetzung der Moderation der ARD-Sendung „ttt – titel thesen temperamente“ mit dem Journalisten Thilo Mischke gewandt. Man sei „bestürzt über diese Personalentscheidung“, heißt es in einem offenen Brief, der am Donnerstag auf tagesspiegel.de veröffentlicht wurde. Durch die Entscheidung werde die Sendung „nachhaltig beschädigt“.

Unter den Unterzeichnern sind linke Autoren wie Ilko-Sascha Kowalczuk, Annika Brockschmidt und Margarete Stokowski. Bereits zuvor war Druck auf die ARD entstanden, Mischke als Moderator wieder abzubestellen, unter anderem durch Beiträge in der taz und bei Übermedien. Die Unterstützer des Briefes werfen dem 43-Jährigen vor, sich „mehrfach öffentlich sexistisch und rassistisch geäußert“ zu haben. Dabei nennen sie keine konkreten Beispiele, verweisen aber per Link auf eine Quellensammlung.

Mischke: „In 80 Frauen um die Welt“

Darin wird etwa ein Buch Mischkes aus dem Jahr 2010 angeführt. In „In 80 Frauen um die Welt“ beschreibt er, wie er sich auf eine Wette einläßt, bei der er während einer Weltreise 80 Frauen verführen soll. Auch das Buch „Die Frau fürs Leben braucht keinen grossen Busen“ aus dem Jahr 2013 wird ihm zur Last gelegt.

Zitiert wird etwa ein Ausschnitt, in dem Mischke über den „Leichtathletenhintern“ einer schwarzen Frau schreibt. Zudem fragt er sie, ob sie denn „auch einen Riesenpenis“ habe, worauf sie im Buch antwortet: „Nicht witzig.“ An einer anderen Stelle beschreibt er, wie er überlegt habe, „heimlich Nacktfotos“ von Frauen zu machen.

In der Kritik steht außerdem, daß Mischke 2019 über angebliche evolutionsbiologische Hintergründe der Vergewaltigung philosophierte. In einem Podcast sagte er, männliche Sexualität basiere „vielleicht auf Vergewaltigung“ und die Christianisierung habe „uns das so ein bißchen abgewöhnt“.

„Nicht ausreichend distanziert“

„ttt“ hatte bereits in der vergangenen Woche auf die Vorwürfe reagiert und sich vor Mischke gestellt. Dieser habe sich „intensiv und selbstkritisch mit den Vorwürfen“ auseinandergesetzt. Zudem habe er sich auch „für seine Ausdrucksweise entschuldigt“. Er distanziere sich „heute vom Titel und Inhalt des Buches“ von 2010 und habe dafür gesorgt, daß es nicht wieder aufgelegt werde. Außerdem seien Zitate aus dem Zusammenhang gerissen.

Die Unterzeichner des offenen Briefes weisen diese Darstellung zurück: Mischke habe sich „bis jetzt nicht kritisch mit seinem Werk auseinandergesetzt und sich nicht ausreichend distanziert“. Eine Zusammenarbeit mit ihm als Moderator von „ttt“ schließen sie deshalb aus. Neben Mischke gibt es mit Siham El-Maimouni noch eine zweite Moderatorin.

ProSieben verteidigt Mitarbeiter

Hinter Mischke stellte sich am Donnerstag der private Fernsehsender ProSieben, der bei X von einer „wilden Jagd“ sprach. „Ihn nur an einem Buch aus der Damals-Zeit zu messen, ist ein sehr sehr selbstgerechter Ansatz, der viel über diejenigen aussagt, die genau das machen.“

Bei ProSieben liefen zahlreiche Reportagen, die Mischke gedreht hat. Dazu zählen die Filme „Deutsche an der ISIS-Front“ (2019), „Rechts. Deutsch. Radikal“ (2020) und „Verlassen und vergessen? Afghanistan im Griff der Taliban“ (2022). Für letzteren erhielt er den Deutschen Fernsehpreis.

„ttt“ gibt es seit 1967. Die Sendung wird im wöchentlichen Wechsel von sechs Landesrundfunkanstalten der ARD verantwortet. Im Dezember hatte die ARD angekündigt, die erste Sendung mit Mischke solle am 16. Februar 2025 ausgestrahlt werden. Darüber hinaus soll er auch einen Kulturpodcast produzieren. (ser)

picture alliance / Geisler-Fotopress | Max Patzig/Geisler-Fotopress
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