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Chebli, Burkini-Verbot und Görlitz: Kaisers royaler Wochenrückblick

Chebli, Burkini-Verbot und Görlitz: Kaisers royaler Wochenrückblick

Chebli, Burkini-Verbot und Görlitz: Kaisers royaler Wochenrückblick

Vorhang auf für Boris T. Kaisers Wochenrückblick Foto: : picture alliance/imageBROKER / JF-Montage
Vorhang auf für Boris T. Kaisers Wochenrückblick Foto: : picture alliance/imageBROKER / JF-Montage
Vorhang auf für Boris T. Kaisers Wochenrückblick Foto: : picture alliance/imageBROKER / JF-Montage
Chebli, Burkini-Verbot und Görlitz
 

Kaisers royaler Wochenrückblick

Sawsan Chebli kämpft gegen Haß-Kommentare im Netz, Christian Lindner für den Erhalt des Schnitzels, das Oberverwaltungsgericht Rheinland-Pfalz für das Recht auf Verhüllung und die deutsche Filmwelt gegen einen möglichen AfD-Oberbrügermeister in Görlitz. Boris T. Kaiser blickt zurück.
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Auch diese Woche wurden wieder 20 bis 30 Menschen von Sawsan Chebli angezeigt. Davon kann man zumindest ausgehen. Denn das ist die durchschnittliche Anzahl an Strafanzeigen, die die Berliner Staatssekretärin jeden Woche wegen „Hate Speech“ gegen ihre Person stellt. Sie würde vermutlich noch mehr Majestäts-Beleidigungen zur Anzeige bringen, aber Cheblis Zeit ist natürlich begrenzt. Schließlich hat sie ja noch diesen Halbtagsjob als Staatsministerin, bei dem sie mindesten vier Stunden am Tag twittern muß. Anders als die Online-Beleidigungen bekommt die Sozialdemokratin ihre Rolex-Uhren eben nicht einfach so hinterher geworfen.

In Sachen Bescheidenheit könnte Prinzessin Sawsan vielleicht noch etwas von Christian Lindner lernen. Der FDP-Chef ist schon zufrieden, wenn ihm im Zuge der allgemeinen Klima-Hysterie niemand sein Schnitzel verbietet. Wer vegan leben wolle, solle das gerne tun, sagte Lindner im Interview mit der Zeit; warnte aber gleichzeitig vor einem „autoritären Ökologismus“ und eben einem Schnitzelverbot. Die Schreckensvision vor der baldigen Machtübernahme der Grünen sorgt offenbar auch beim sonst so coolen Posterboy der FDP für XXL-Schnitzel große Angstschweißflecken im weißen Unterhemd.

Burkini-Verbot gekippt

Apropos Schnitzelverbot: Unser Nationalspieler Serge Gnabry ißt wieder Fleisch. Noch vor wenigen Monaten tönte der Profifußballer groß: Er würde sich jetzt ausschließlich vegan ernähren. Die Begeisterung für den moralisch-trendigen Lebensstil hat allerdings nicht lange angehalten. Ob der Grund eine neue Freundin oder ein neuer Ernährungsberater ist, oder ob der Bayern-Star einfach festgestellt hat, daß ein gutes Steak doch so viel besser schmeckt, als „Virtue signalling“ sich jemals anfühlen kann, ist nicht bekannt. Jedenfalls frönt der Sportler jetzt wieder nach Herzenslust der leistungsfördernden Fleischeslust.

Der Übergang von der Fleischeslust zum Burkini ist vielleicht ein bißchen ungeschickt. An der Nachricht, daß das Oberverwaltungsgericht Rheinland-Pfalz im Eilverfahren ein in den Schwimmbädern von Koblenz geltendes Burkini-Verbot gekippt hat, kommt dieser Wochenrückblick aber einfach nicht vorbei. Geklagt hatte übrigens eine Frau aus Syrien, die es, trotz eines schweren Rückenleidens, geschafft hat, nach Deutschland zu fliehen und ihre Rückenschmerzen nun hier durch regelmäßiges Schwimmen im öffentlichen Schwimmbad kurieren will.

Die Richter zeigten Verständnis. Das vom Koblenzer Stadtrat zum Jahresbeginn eingeführte grundsätzliche Verbot der islamischen Taucheranzüge für die Tiefen der Keuschheit in der Badeordnung der Stadt verstoße gegen das verfassungsrechtliche Gleichbehandlungsgebot, entschied das Gericht in einem am Freitag veröffentlichten Beschluß. Damit können sich echte Islamisten aber natürlich noch lange nicht zufrieden geben. Wahre Gleichheit herrscht schließlich erst dann, wenn alle Frauen in deutschen Schwimmbädern Burkini tragen.

Böses Wahlverhalten der Ostdeutschen

Auf der politisch linken Seite dürfte die Aufhebung des Burkini-Verbots großen Jubel ausgelöst haben. Für noch mehr Euphorie im linken Lager könnte zudem der neuste Traum von Oskar Lafontaine sorgen, sollte er wahr werden. Die einstige Galionsfigur der SPD und heutige Ikone der Linkspartei wünscht sich eine Fusion zwischen seiner derzeitigen und seiner alten politischen Heimat. Es wäre die erste Wiedervereinigung in der deutschen Geschichte, die auch bei Lafontaine und vielen anderen Linkssozialisten auf Begeisterung stoßen könnte.

So gar nicht freuen können sich dagegen viele Prominente in Deutschland über das Wahlverhalten der Menschen in Ostdeutschland. Rund 30 Jahre nach der friedlichen Revolution in der DDR wählen die Ostdeutschen einfach, was und wen sie wollen. Sogar die AfD! Obwohl ihnen doch nun wirklich oft genug gesagt wurde, daß man die als anständiger Mensch nicht wählen darf. Schaut im Osten denn gar keiner mehr Westfernsehen? Konsumieren die Ostdeutschen noch nichtmal mehr die mittlerweile qualitativ „genauso guten“ Ostmedien?

Das kann so nicht weitergehen, dachte sich eine Gruppe von Kulturschaffenden und verfassten einen offenen Brief an die Einwohner von Görlitz, in dem sie ihnen „raten“, sich nicht „Haß und Feindseligkeit, Zwietracht und Ausgrenzung“ hinzugeben. Konkreter Anlaß für das Schreiben ist die Oberbürgermeisterwahl in der sächsischen Filmstadt, die im ersten Wahlgang der AfD- Kandidat Sebastian Wippel gewonnen hatte. Um einen weiteren Sieg in der Stichwahl zu verhindern, hat das Netzwerk „Zukunft Sachsen“ alles mobilisiert, was Rang, Namen und Haltung hat.

Mischung aus Drohung und Moralpredigt

Zu den Erstunterzeichnern des Schreibens zählen unter anderem die Schauspieler Daniel Brühl („Goodbye Lenin“), Volker Bruch („Babylon Berlin“), Jana Pallaske („Inglourious Basterds“) und der Autor Bernhard Schlink („Der Vorleser“). Zuletzt hatten auch Désirée Nosbusch und Marius Müller-Westernhagen den in Deutsch, Englisch und Polnisch verfassten Brief an die Bürger von Görlitz unterschrieben. Indirekt drohen die Initiatoren der Aktion damit, daß unter einem AfD-Bürgermeister keine internationalen Filme mehr in der Stadt gedreht würden. Auf das Gewicht ihrer „ethischen“ Argumente allein wollten sich die Stars und Sternchen dann wohl doch nicht verlassen.

Ob die Mischung aus Drohung und Moralpredigt fruchtet, wird sich am Sonntag zeigen. Dann sind die Görlitzer aufgerufen, endgültig über ihren Bürgermeister und damit ihre Selbstbestimmung zu entscheiden.

Vorhang auf für Boris T. Kaisers Wochenrückblick Foto: : picture alliance/imageBROKER / JF-Montage
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