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Meinungsfreiheit: Eine Charakterfrage

Meinungsfreiheit: Eine Charakterfrage

Meinungsfreiheit: Eine Charakterfrage

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Rote Einheitsmeinung: Wer eine vom politisch-korrekten Mainstream abweichende Haltung vertritt, muß oft mit Ausgrenzung rechnen Foto: picture alliance/dpa-Report
Meinungsfreiheit
 

Eine Charakterfrage

Die Ausgrenzung rechter Meinungen hat zu stark wahrnehmbaren Abgrenzungstendenzen geführt. So richtig diese im Einzelfall sein mögen, so falsch ist es, aus Furcht vor einer Kontaktschuld sich von politisch Gleichgesinnten zu distanzieren, etwa weil diese gerade im medialen Feuer stehen. <>Ein Kommentar von Boris T. Kaiser.<>
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In der Debatte um die Meinungsfreiheit geht ein Riß durch die Medien, durch Politik und Gesellschaft. Es zeigt sich, daß der tiefe Graben, den diese Debatte offen legt, nicht in erster Linie zwischen links und rechts oder liberal und konservativ verläuft, sondern zwischen echten Freunden der Freiheit und jenen, die nur Nutznießer eines vermeintlichen Liberalismus sein wollen.

In der Politik trennt dieser Graben all jene, die es ernst meinen mit der Demokratie, von denen, für die die Demokratie nur der Zug ist, auf den sie aufspringen, bis sie am Ziel ihres ideologischen oder persönlichen Ehrgeizes sind. In den Zeitungs- und Fernsehredaktionen trennt das Thema Journalisten, die aus einer echten freiheitlichen Grundüberzeugung ihren Beruf ergriffen haben, von den Kollegen, die einfach nur „irgendwas mit Medien“ machen oder die eigene totalitäre Ideologie verbreiten wollten. In der Gesellschaft verläuft der Riß zwischen guten Menschen und solchen, die sich für gut halten.

Die wahre Persönlichkeit wird offenbar

Natürlich will niemand zu den Bösen gehören. Auf Seiten derer, die auch dann noch weiterhin im breiten Strom der vorherrschenden Meinung mitschwimmen wollen, wenn dieser gerade dabei ist, all die guten Ideale, an die man angeblich glaubt, hinwegzureißen, hat man deshalb Strategien zur Selbsttäuschung entwickelt, ohne die viele früher oder später wohl nicht mehr in den Spiegel schauen könnte.

Wer mit Andersdenkenden nicht einmal mehr sprechen will, redet sich ein, es wären „Feinde der Demokratie“, mit denen man nicht reden könne. Wer mit echten Konservativen, trotz hoher Deckungsgleichheit in inhaltlichen Fragen, nicht öffentlich gesehen werden will, fokussiert sich oft bewußt auf vorhandene Unterschiede in einzelnen, für das große Ganze meist weitgehend unbedeutenden Bereichen, während er schon den kleinsten gemeinsamen Nenner mit dem „liberalen Mainstream“, zu einem „großen demokratischen Konsens“ hochstilisiert.

Epochen massiver Repression haben bei den Menschen schon immer Persönlichkeitszüge besonders sichtbar gemacht, die man bis dato allenfalls erahnen konnte. Es sind die ganz großen Charakterfragen, die über allen politischen Differenzen stehen, die den Unterschied machen. Da kann das Private dann tatsächlich einmal sehr politisch werden und umgekehrt. Es sind Zeiten wie diese, die, auch im persönlichen Umfeld, die Spreu vom Weizen trennen.

Keine Abschottung vor der Mehrheitsgesellschaft

Wer andersdenkende Meinungsmacher jetzt schon zu „extremistischen Stimmungsmachern“ erklärt, und rechten Politikern und Denkern eine moralische „Mitverantwortung“ an rechtsextremen Gewalttaten bis hin zum Mord gibt, der wird bald keine Hemmungen mehr haben, sie für die Taten anderer auch im juristischen Sinne schuldig zu sprechen.

Wer trotz großer inhaltlicher Schnittmengen plötzlich auf Distanz zu jemandem geht, sei es, weil die erhöhte Propagandadosis wirkt oder schlicht aus blanker Furcht vor einer möglichen „Kontaktschuld“, der wird einem, wenn sich möglicherweise dereinst quasi-diktatorische Zustände entfalten sollten, höchstens noch einmal näher kommen, um einem das Messer in den Rücken zu rammen.

Die Reaktion auf diese bitteren Verhältnisse darf jedoch auf keinen Fall eine Gegenabschottung des alternativen Meinungsspektrums gegenüber dem etablierten Milieu sein. Der Dialog muß weiterhin zumindest angeboten werden. Auch wenn das Angebot noch so oft zurückgewiesen wird. Es ist niemandem geholfen, wenn sich rechte und konservative Autoren im kleinen Kreis gegenseitig ihre schlauen Texte vorlesen, während ihnen sonst kaum noch einer zuhört. Wer die Möglichkeit hat, in dem was geflissentlich unter Mainstreamedien subsummiert wird, zu schreiben, sollte es tun.

Das eigene Leben wird sich ändern

Wer in eine öffentlich-rechtliche Talkshow eingeladen wird, sollte die Einladung, im vollsten Vertrauen auf die eigenen Argumente, annehmen. Wer allerdings mit seiner Meinung hinter dem Berg hält oder mit bestimmten Leuten den öffentlichen Kontakt scheut, obwohl er selbst genau weiß, daß diese politisch völlig unproblematisch sind, der sorgt dafür, daß die Grenzen des Sagbaren nicht erweitert, sondern immer enger werden. Er trägt damit auch zur Verschärfung der sozialen Isolation derer bei, die für ihre Haltung gebrandmarkt werden. Er steht quasi bei der Bücherverbrennung passiv dabei, auch wenn er selbst kein Buch ins Feuer wirft.

Kann man immer und jedem dazu raten, sich zu im Mainstream ungeliebten Positionen und Menschen zu bekennen? Wahrscheinlich nicht. Nicht jeder ist dem mentalen und sozialen Druck gewachsen, die eine solch konsequente Haltung bedeuten kann. Das eigene Leben wird sich mit ziemlicher Sicherheit dramatisch verändern, wenn man das eigene Handeln nicht mehr vom Wohlwollen der Mehrheitsmeinung abhängig macht.

Das Leben an der Uni, am Arbeitsplatz, im Freundeskreis. Dessen muß sich ein jeder bewußt sein, bevor er den Schritt hin zur totalen Ehrlichkeit geht. Niemand sollte dazu gezwungen oder auch nur überredet werden, die eigene Existenz aufs Spiel zu setzen. Wer dazu nicht bereit ist, sollte aber zumindest wissen, was es für all diejenigen bedeutet, die täglich an seiner Stelle den Kopf hinhalten.

Rote Einheitsmeinung: Wer eine vom politisch-korrekten Mainstream abweichende Haltung vertritt, muß oft mit Ausgrenzung rechnen Foto: picture alliance/dpa-Report
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