Unter #verlagegegenrechts wird im Netz gegen konservative Aussteller auf der Leipziger Buchmesse getrommelt. Das Ganze erinnert an die Hysterie auf der Frankfurter Buchmesse, die 2017 zum Fiasko für Messeleitung und linken Aktivisten wurde. Während diese sich, durch Fake-News, peinliche Schmierereien an Buchständen und infantiles Gekeife bei Lesungen, bis auf die Kochen blamierten, konnten Verlage wie der Verlag Antaios sich über wertvolle Werbung freuen.
Mancher scheint daraus gelernt zu haben. Anders als in Frankfurt finden sich unter den „Verlagen gegen Rechts“ bisher kaum bedeutsamen Namen. Auf der Webseite der Aktion spuckt man dennoch große Töne: „Mehr als 45 Verlage und 100 Einzelpersonen/Initiativen unterzeichnen Statement gegen rechte Hetze auf der Leipziger Buchmesse.“
Es sind Verlage aus dem linksalternativen Spektrum am Rande der Bedeutungslosigkeit. Verlage wie der zur Wendezeit gegründete „Ch. Links Verlag“ über den es auf Wikipedia heißt: „Die friedliche Revolution in der DDR und die daraus resultierende Abschaffung der Zensur hatten die Neugründung eines unabhängigen Sachbuchverlages möglich gemacht.“
Eigentlich ein Treppenwitz der Geschichte
Wäre der Verlag nicht so irrelevant, sein jetziger Kampf gegen unliebsame Literatur wäre ein genialer Treppenwitz der Geschichte. Auch die anderen Verlage sind trotz klangvoller Namen wie „Größenwahn Verlag“ oder „Verbrecher Verlag“ so unbekannt, daß sie und ihre Autoren, wären sie nicht links, kaum die Relevanzkriterien für einen Wikipedia-Eintrag erfüllen würden. Allein „Neues Deutschland“, einstiges Zentralorgan der SED, dürfte dem breiteren Publikum etwas sagen.
Für eine starke Kampagne scheinen die Gelder der mehr als 45 Verlage/100 Einzelpersonen jedenfalls nicht auszureichen. Jene, die sich die wirtschaftliche Ausmerzung ihrer andersdenkenden Kollegen wünschen, sammeln via Crowdfunding Geld für Material und Veranstaltungen um damit ihre „Kritik an der Präsenz rechter Medien sichtbar zu machen“.
Konservative Gelassenheit
„Mit Linken leben“ –Autor Martin Lichtmesz kommentiert auf Nachfrage: „Ein einziger kleiner rechter Verleger schafft es, durch seine bloße Anwesenheit eine um Spenden bettelnde Abwehrphalanx aus über 50 Verlagen zu mobilisieren, die sich aparterweise größtenteils aus der wohl nicht ganz interesselosen linken Konkurrenz rekrutieren.“
Frei nach Dobrindt kann man von einem literarischen Zwergenaufstand gegen das florierende, konservative Verlagswesen sprechen. Wohl auch deshalb reagiert man mit größtmöglicher Gelassenheit. Der Verlag Antaios verspricht auf Twitter in Richtung #verlagegegenrechts gar: „Wir machen eure graue Welt ein klein wenig bunter.“