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Marc Jongen, ESN Fraktion

Schlesien neu angesehen: Ein Versprechen

Schlesien neu angesehen: Ein Versprechen

Schlesien neu angesehen: Ein Versprechen

Schloss in Mochen
Schloss in Mochen
Schloss in Moschen in Klein Strehlitz Foto: dpa
Schlesien neu angesehen
 

Ein Versprechen

Eine Reise von Berlin nach Schlesien ist ein Ausflug in die deutsche Vergangenheit und in eine polnische Gegenwart. Das eigentliche Versprechen Schlesiens aber liegt in der Zukunft. Als Deutscher kann man sich heute in Breslau heimischer und sicherer fühlen als in den bundesdeutschen Zonen, die sich in Eurabia verwandelt haben. Ein Kommentar von Thorsten Hinz.
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Eine Reise von Berlin nach Schlesien ist ein Ausflug in die deutsche Vergangenheit und in eine polnische Gegenwart. Die Oder ist heute ein Grenzfluß. Seine vertragliche Fixierung hat leider auch einen Gedächtnisverlust besiegelt, der einen Geschichts- und Kulturverlust einschließt. Kaum ein Deutscher weiß heute noch, daß die Oder einst die Mitte und die Lebensader der deutschen Provinz Schlesien bildete.

Es war eine außergewöhnlich ertragreiche Provinz. Sie hat Dichter wie Gryphius, Eichendorff und Gerhart Hauptmann hervorgebracht. Der vorerst letzte Vertreter der Schlesischen Dichterschule ist der 1944 geborene Christoph Hein. 13 deutsche Nobelpreisträger haben schlesische Wurzeln. Einer der größten Dirigenten unserer Zeit, Kurt Masur, stammte aus dem niederschlesischen Brieg.

Breslau gehörte zu den tonangebenden Großstädten des Deutschen Reiches und war führend in der modernen Architektur. Die 1913 eröffnete Jahrhunderthalle, ein Stahlbetonbau, dessen Kuppel eine freie Spannweite von 65 Metern hat, wurde 2006 von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt. „Die Türme stehn in Glut, die Kirch’ ist umgekehret“, lautet eine Zeile des Gedichtes „Tränen des Vaterlandes. Anno 1636“ von Andreas Gryphius. Den Dreißigjährigen Krieg beklagend, nimmt es die Schrecken von 1945 vorweg.

Nötig ist ein Gleichgewicht der Historie

Für sie stellvertretend steht der Name Lamsdorf, offiziell ein polnisches Internierungs- und Arbeitslager für Deutsche, in Wahrheit eine Mord- und Folterstätte. Doch die Polen können auch Gegenrechnungen aufmachen. In Warschau, das im Zweiten Weltkrieg aufs schwerste verwundet wurde, kann der Besucher anhand der zahlreichen Denkmäler und Erinnerungstafeln nachvollziehen, wie tief und schmerzhaft die deutsche Besatzungszeit zwischen 1939 und 1945 sich in das Gedächtnis eingegraben hat.

Beide Seiten tun gut daran, Nietzsches „Vom Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben“ zu beherzigen. Ohne Gedächtnis sinkt der Mensch auf ein animalisches Niveau herab, doch „ein Übermaß der Historie (schadet) dem Lebendigen“. Nötig ist ein Gleichgewicht. Einiges hat sich bereits eingependelt. Die Breslauer Jahrhunderthalle wurde von den neuen Besitzern in „Hala Ludowa“ (Volkshalle) umbenannt. Heute wird „Hala Stulecia“, Jahrhunderthalle, zur gebräuchlichen Bezeichnung. Auf deutscher Seite, in Görlitz, existiert seit einigen Jahren ein sehenswertes Schlesisches Museum.

Das eigentliche Versprechen Schlesiens aber liegt in der Zukunft. Als Deutscher kann man sich heute in Breslau heimischer und sicherer fühlen als in den bundesdeutschen Zonen, die sich in Eurabia verwandelt haben. Die Polen sorgen hoffentlich dafür, daß es so bleibt. Es wird nicht um Revisionismus gehen, sollte eines Tages die Schlesische Dichterschule vor Ort fortgeschrieben werden.

JF 31-32/17

Schloss in Moschen in Klein Strehlitz Foto: dpa
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