„Europa der zwei Geschwindigkeiten.“ Mit diesem Motto verkaufte die Bundesregierung stets ihre Pläne, mehr Macht an Brüssel abzugeben, auch wenn andere EU-Mitgliedsstaaten sich unsicher waren. Im Klartext hieß das: Wenn die anderen nicht wollen, machen wir es eben selbst.
Auch jetzt gibt es wieder ein Europa der zwei Geschwindigkeiten. Eines, das schnell Realitäten schafft und eines, das seine Hoffnung ganz auf den Autokraten aus Ankara legt. Ohne mit der Wimper zu zucken, verbannten die Balkanstaaten, Österreich und Kroatien die Bundesrepublik aus dem Zug.
Gute und schlechte nationale Entscheidungen
Die Balkanroute ist weitgehend dicht. Keiner der betroffenen Staaten hat ein Interesse daran, sich von den Launen und zufälligen Eingebungen der Bundeskanzlerin abhängig zu machen. Nicht Angela Merkel sitzt auf dem Platz des Lokführers, es ist der österreichische Kanzler Werner Faymann, der, unter dem innenpolitischen Druck der erstarkenden FPÖ, den Ton angibt.
Merkel gefällt das nicht. Das ließ die sonst so beherrschte Kanzlerin sehr deutlich durchblicken. „Ich bin Österreich nicht dankbar. Ich fand es nicht glücklich, daß einseitige Entscheidungen getroffen wurden“, meinte Merkel zu ihrem einstmals wichtigsten Verbündeten.
Daß sie und Faymann es waren, die den Balkan mit ihren einseitigen Entscheidungen im August und September, die Bundesgrenzen zu öffnen, in die jetzige Situation brachten, würde Merkel wohl am liebsten vergessen machen. Sie hat bekommen, was sie immer wollte. Die einen gehen vorweg, um den anderen zu helfen. Merkel lassen sie dabei einsam zurück. Deutschland kann aufatmen, die Kanzlerin steht allein.