Nach zwanzig Jahren Krieg triumphieren die Taliban. Wie konnte es so weit kommen? Afghanistan-Veteran Ralf Kneflowski, ehemals Kommandeur in einem US-Feldlager bei Masar-e Scharif, ist sich sicher, der nun besiegte Westen hat die Kultur des Landes nicht verstanden.
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Der Westen hat die Kultur nicht verstanden? Diese Frage ist überflüssig. Wer kann denn eine andere Kultur verstehen, der seine eigene auf einen Schrottplatz abgelegt hat. Deutschland ist kein Kulturstaat mehr, meinte einst die Sowetische Gewerkschaftszeitung Trut, als der „neue Mensch nach seinem Gefühl“ definiert in 1972 auf einem Psychiaterkongreß handfest seinen Aufstieg startete und bis heute in Gender seinem endgültigen Ende entgegenträumt.
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Oberst Kneflowski steht exemplarisch für jene westdeutschen Kohorten, die mit einem Gottvertrauen in den Staat sozialisiert worden sind und weder glauben noch akzeptieren wollen, daß der linksliberale Parteienstaat anders als im Sinne der Nation und mit bestem Wissen und Gewissen handeln könnte.
Obwohl er ahnt, daß das Versagen im Falle Afghanistans nicht an einzelne Personen wie Maas, Kramp-Karrenbauer oder Merkel gebunden ist, sondern systemischen Charakter hat, verweigert er sich dieser Erkenntnis, weil sie sein (westdeutsches) Staats- und letztlich persönliches Selbstverständnis dekonstruieren oder infragestellen würde. Er verhält sich also kaum anders als hartleibige Anhänger der SED-Diktatur, beispielhaft ein Egon Krenz, oder viele Kader der Partei die Linke.
Darüber hinaus erliegt er der in seinen Kreisen üblichen Negierung der Grundcharakteristik der deutschen Nachkriegsgesellschaft, die unterstellt, daß die Deutschen nach 1945 für immer jedwedes Recht auf Krieg und Militär verwirkt haben. Die Bundeswehr ist so eine künstliche, identitätslose, vom Volk entfremdete Armee geblieben – und so agieren auch die politischen Eliten ihr gegenüber, wie im außenpolitischen Kontext.
Ganz meiner Meinung.Es wird erst dann funktionieren wenn Deutschland seine Souveränität erhält und Friedensverträge unterschreiben würde. Deutsche Armee ( Bundeswehr) ohne Rückendeckung des deutschen Volkes ist eben keine Deutsche Armee,die die Aufgabe hat,das Volk vor fremden Kräften zu schützen.
Sie treffen den Nagel auf den Kopf, Herr Hellerberger. Als ich das Interview mit Oberst Kneflowski las, dachte ich zunächst: „Donnerwetter, was für eine urwüchsig preussische Natur in US-Diensten, was für ein professioneller Geist, was für eine Energie spricht aus diesem Mann.“ Interessant, dass er in der Phase ab 2010 rückblickend durchaus realistische Erfolge sieht – die erst durch Obamas Rückzugsgerede durcheinander gebracht worden seien. Also stand der Afghanistan-Einsatz der westlichen Koalition nicht von vornherein auf verlorenem Posten? Der Pferdefuß kommt gegen Ende des Interviews, wo Kneflowski seine Anpassungsstrategie an die westliche Lebenswelt und Politik-Struktur offenbart. Seine ganze herrliche Professionalität, seine unwahrscheinlich sympathische sach- und fachkundige Ausstrahlung nützt nichts, weil sie sozusagen zivilgesellschaftlich und zivilreligiös verbraten wird. Wenn ich das schon höre: „christliches Menschenbild und Ausschwitz“ als Motivation für Merkel und Maas – und indirekt auch für die Truppe. Mit einem solchen Menschenbild und Wertesystem ist eben leider kein Staat zu machen, geschweige denn ein orientalisches oder asiatisches Land zu befrieden.
Für jeden, der den Koran kennt, ist die Entwicklung nicht überraschend. Fest steht:
-Die „Taliban“ sind nicht die Feinde der Afghanen. Sie sind ihre Brüder.
-Jeder, der denkt, die Afghanen würden gegen die Taliban kämpfen, glaubt wohl auch, dass Zitronenfalter Zitronen falten.
-WIR, die KUFFAR, sind die Feinde der Afghanen. Sie würden, (sofern kein sonstiger Nutzen für sie erwächst) ohne zu zögern auf uns schießen. Allah will das so.
-Und jetzt durchdenke man vorgenannte Sachverhalte, wenn Moslems hier in Europa als Politiker, Verwaltungsbeamte, Polizisten, Pfleger, Soldaten etc. installiert sind. Wem werden sie nutzen, wen werden sie schützen?
Ich bin da voll bei Dir.
Aber wenn die Taliban die Freunde des Volkes sind, und das sind Sie, muss man leider feststellen, dass die „Ortskräfte“ damit Verräter ihres Landes sind. Sie haben sich für ein paar Silberlinge an die Eindringlinge verkauft. Dort war von Anfang an Krieg. Im Krieg gibt es immer einen Angreifer und einen Angegriffenen.
In der militärischen Fachsprache heissen diese Leute, Kollaborateure.
Bitter. Aber leider die Wahrheit.
So das Sprichwort. „Irgendwann bekommt jeder, was er verdient.“ Und nun ist die Zeit gekommen.
Hoffen wir, dass die Taliban das Land wirklich versöhnen wollen.
Es ist das alte Lied: Westliche Leute begreifen nicht, dass ihre hohen Werte im nahen, mittleren oder fernen Osten nicht per se als nachahmenswert, sondern eher als kulturelle Einmischung begriffen werden. Kaum ein asiatischer Mensch, sei er Muslim, Hindu, Buddhist, Konfuzianer oder Marxist, glaubt, dass unsere europäisch-amerikanische Humanität uneigennützig ist. Selbst in einem halbwegs europäisch geprägten Staat wie Russland ist kritische Distanz zu westlicher Menschenfreundlichkeit größer als die Zustimmung zu ihr. Wenn afghanische Ortskräfte den westlichen Besatzungstruppen zu Diensten standen, dann sicher nicht, weil sie Freiheit, Gleichheit, Buntheit, Frauen- und Schwulenrechte so sehr liebten. Das sind rein praktische Nützlichkeitserwägungen gewesen, weswegen man sich den Nato-Truppen angedient hat. Ähnlich war es bei den Hilfswilligen („Hiwis“), die der Wehrmacht in Russland beigestanden sind. Die versprachen sich handfeste materielle Vorteile von den Eindringlingen aus dem Westen. Stalins Rache an diesen Kollaborateuren war grausam. Wenn die Taliban jetzt ein wenig milder mit solchen Leuten umgehen, dann auch wiederum nur aus Nützlichkeitserwägungen heraus.
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