Egal, was die Berliner Politiker anfangen, es wird zur Blamage für die Stadt. So auch die Diskussion um die Ehrenbürgerschaft von Wolf Biermann. Die Oppositionsparteien, voran die CDU, haben den Vorschlag heraustrompetet, um den rot-roten Senat vorzuführen. Der reagiert wie erwartet. Die PDS bockt, denn für viele ihrer Mitglieder und Wähler ist der Mann ein rotes Tuch. Aber wenigstens weiß die PDS, was sie will. Die SPD hatte eigentlich überhaupt keine Meinung außer ihren Machtopportunismus, stimmt aber mittlerweile zu. Dem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit ist das Problem zu komplex. Er schweigt und glaubt, seine Blödigkeit wirke vornehm. Wolf Biermann ist kein Sympathieträger. Seine Künstlerkarriere war bereits mit seiner Ausbürgerung 1976 zu Ende, denn mit der DDR verlor er den Humus, von dem er sich genährt hatte. Seine politische Rechthaberei, die einst originell wirkte, ist zur selbstgefälligen Pose geworden, und sein Traum vom besseren Sozialismus duftete ranzig. Doch aus zwei Gründen verdient er die Berliner Ehrenbürgerschaft. Erstens stammt die schönste Berlin-Lyrik seit Kriegsende („Berlin, du deutsche deutsche Frau / ich bin dein Hochzeitsfreier / Ach, deine Hände sind so rauh / von Kälte und von Feuer“) aus seiner Feder, zweitens war er fast zwanzig Jahre lang ein Stachel im Fleisch des SED-Staats und seiner Hauptstadt. Mit seinem provokanten Auftritt 1976 in Köln und der anschließenden Ausbürgerung begann der lange Abschied von der DDR. Und das war gut so!
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