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Unwort, Umfrage, Alternativ

Der Streik um die Einführung der 35-Stunden-Woche in den neuen Bundesländern hat dramatische Züge angenommen. Da werden Berufs-Gewerkschafter aus dem Westen angekarrt, um fassungslose Arbeitswillige östlicher Zulieferbetriebe der Automobilindustrie am Arbeiten zu hindern. Da bleiben in den westlichen Produktionsstätten die Fließbänder stehen, weil gerade diese Teile fehlen. Weder der Gerechtigkeitsaspekt (gleiche Arbeitszeit für alle ist keinesfalls gerechter als das Recht auf individuell vereinbarte Arbeitszeit) noch das Beschäftigungsargument (kürzere Arbeitszeit führt erfahrungsgemäß nicht zu einer Schaffung neuer Arbeitsplätze) geben den Gewerkschaften eine Berechtigung für diese klassenkämpferischen Nötigungen. Gerade im Osten der Bundesrepublik ist das Gespür für persönliche Freiheit und die Abneigung gegen quasistaatliche Bevormundung besonders ausgeprägt. Die Flurschäden, die die Gewerkschaften mit ihren Gewalttätigkeiten anrichten, sind weitaus größer, als sie ahnen. Die Drohung der Industrie, ihr Engagement in den neuen Ländern „zu überdenken“, beschreibt „nur“ die Auswirkungen auf Wirtschaft und Beschäftigung. Der mentale Schock bei den Menschen wirkt tiefer und nachhaltiger. Die Gewerkschaften erweisen sich mit ihren Kampfmaßnahmen immer mehr als letztes Relikt des real existierenden Sozialismus. Da wäre der Protestruf „Wir sind die Arbeiter“ dagegenzuhalten. Politisch muß die Devise heißen: Die überzogene Machtfülle der Gewerkschaften ist schleunigst auf ein erträgliches Maß zurückzustutzen.

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