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Streiflicht: Das deutsche Schlüsseldatum

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Streiflicht
 

Das deutsche Schlüsseldatum

Der 20. Juli 1944 ist eines der wichtigsten Schlüsselereignisse der deutschen Geschichte. Geleitet von einem konservativen preußischen Offiziersethos versuchten die Verschwörer Deutschland vor dem Untergang zu bewahren. Trotz ihres Scheiterns zeigt ihr Beispiel, daß eine positives Verständnis der deutschen Nation möglich ist. Ein Kommentar von Dieter Stein.
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Gedenktafel für Graf Stauffenberg: Die Wehrmacht ließ sich von den Nationalsozialisten nicht unterwerfen Foto: Wikimedia

Der 20. Juli 1944 wird von dieser Zeitung alljährlich besonders hervorgehoben. Unseres Erachtens ist er das Schlüsseldatum der deutschen Nationalgeschichte des 20. Jahrhunderts. Deutschland war auf dem Weg in den Abgrund, täglich fielen in einer gigantischen Abwehrschlacht Tausende Soldaten an einer Front, die von Finnland bis zum Schwarzen Meer reichte, in Italien und der Normandie drangen alliierte Soldaten vor, ihr Ziel: die totale Kapitulation.

Immer noch werfen manche Weltkriegsveteranen den Männern um Claus Schenk Graf von Stauffenberg Verrat, wenigstens eine dilettantische Durchführung des Attentates auf den Diktator Hitler vor. Unausrottbar der abwegige Vorwurf, Stauffenberg, der seine rechte Hand, zwei Finger der linken und ein Auge verloren hatte, hätte – wenn schon, denn schon – doch Hitler einfach erschießen sollen.

Die Wehrmacht ließ sich nicht von den Nationalsozialisten unterwerfen

Wäre das Attentat doch geglückt! Noch waren viele deutsche Städte unversehrt, die Zahl der militärischen und zivilen Opfer sollte sich nach dem 20. Juli 1944 auf deutscher Seite noch einmal verdoppeln! Hitler wollte Deutschland eher untergehen sehen, als zu kapitulieren. Die Widerstandsbewegung um Stauffenberg ist so aufsehenerregend, weil sie für einen totalitären Staat außergewöhnlich weite Kreise erfaßte und die Konspiration Monate und Jahre überdauerte. Insbesondere der militärische Teil der Widerstandsgruppe beweist, daß es den Nationalsozialisten nicht gelungen war, die Wehrmacht ihrem Apparat bedingungslos zu unterwerfen.

Es erschließt sich uns Nachgeborenen nur schwer, von welchem Ethos und Ehrbegriff Offiziere wie Henning von Tresckow, Fritz-Dietlof von der Schulenburg und die Brüder Stauffenberg geleitet waren, als sie sich zum Äußersten entschlossen.

Unbändiger deutscher Freiheitswille

Dem Zugriff des heute billigen „antifaschistischen“ Konsenses, bei dem sich im „Kampf gegen Rechts“ von der Linkspartei bis zu großen Teilen von Union und FDP gedankenlos alle die Hand reichen, entziehen sich die Männer des 20. Juli. Es waren Sozialdemokraten unter ihnen, Christen, Liberale – es dominierten jedoch Konservative, und sie waren im wohlverstandenen Sinne Nationalisten, Patrioten, sie wollten ihr Land nicht dem Feind ausliefern, sondern Deutschland vor dem Untergang bewahren und die Schande des nationalsozialistischen Terrorregiments beenden.

Trotz ihres Scheiterns legten sie das sichtbare und alle Zeiten überstrahlende Zeugnis ab vom unbändigen deutschen Freiheitswillen, sie setzten ein Beispiel für das Ethos des preußisch-deutschen Offiziers, der bekanntlich Ungnade wählt, wo Gehorsam keine Ehre bringt. Und sie lieferten eine Begründung, weshalb es eben doch eine positive Tradition gibt, die den Fortbestand der deutschen Nation rechtfertigt.

(JF 29/11)

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