MAINZ. Der rheinland-pfälzische Gesundheitsminister Clemens Hoch (SPD) hat sich für eine gesetzliche Lockerung der Regeln für Krankschreibungen ausgesprochen. „Ich begrüße ausdrücklich den Vorschlag des Chefs der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, über die Notwendigkeit und den Zeitpunkt von Krankschreibungen zu diskutieren“, sagte Hoch der Nachrichtenagentur dpa.
Gassen hatte gefordert, Arztbesuche erst ab dem vierten wegen Krankheit verpaßten Arbeitstag verpflichtend zu machen – bisher wird das in der Regel nach drei Tagen fällig.
Hoch wird noch deutlicher und betont: „Ich würde sogar noch weiter gehen und einen Zeitraum von bis zu zwei Wochen zur Diskussion stellen wollen.“ Der Sozialdemokrat erhofft sich davon, „Bürokratie in den Arztpraxen abzubauen und unsere Ärztinnen und Ärzte zu entlasten“. Auf diese Weise hätten die Mediziner mehr Zeit, akut Hilfsbedürftige zu behandeln, anstelle von Personen, die nur wegen der Krankschreibung in der Praxis erscheinen.
SPD-Minister setzt auf Vertrauen
Mögliche Mißbräuche seines Vorschlags wehrte Hoch ab: „Die Menschen im Land arbeiten hart, engagiert und gerne. Deshalb sollten wir ihnen das nötige Vertrauen im Krankheitsfall entgegenbringen.“
Nach Angaben von DAK Gesundheit gab es im vergangenen Jahr 19,7 krankheitsbedingte Fehltage pro Versichertem. Ökonomen sehen darin potentielle Probleme für die Volkswirtschaft – bei steigenden Sozialausgaben.
Krankschreibungen sind volkswirtschaftlich teuer
Die Rechtslage sieht aktuell vor, daß eine Krankschreibung erst nötig ist, wenn der Betroffene länger als drei Tage lang krank ist. Laut Entgeltfortzahlungsgesetz sind jedoch Ausnahmen möglich. Darin steht: „Der Arbeitgeber ist berechtigt, die Vorlage der ärztlichen Bescheinigung früher zu verlangen.“
Laut Gassen werden jährlich etwa 35 Prozent aller 116 Millionen Krankschreibungen für eine Dauer von drei Tagen oder weniger ausgestellt. Würden diese wegfallen, würde das Gesundheitssystem mit etwa 100 Millionen Euro entlastet werden, argumentiert der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung. Arbeitgebervertreter hatten diese Argumentation scharf kritisiert. (st)