BERLIN. Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) hat auf die Aufrufe der Berliner Linkspartei gegen die Redaktion von Apollo News bislang nicht reagiert. Eine Anfrage der JUNGEN FREIHEIT blieb unbeantwortet. Auch auf seiner Internetseite veröffentlichte der Verband keine Stellungnahme.
Die JF hatte den DJV um eine Bewertung der Äußerungen gebeten, in denen die Linkspartei Treptow-Köpenick dazu aufgerufen hatte, der Redaktion „auf die Tasten zu treten“ und den Journalisten „das Leben unbequem zu machen“ (JF berichtete). Ziel sei es, Apollo News aus dem Berliner Stadtteil Treptow zu verdrängen.
DJV solidarisiert sich offenbar nur mit linken Journalisten
Während der Verband schwieg, veröffentlichte er am Mittwoch eine Pressemitteilung, in der er die Haltung von Unionsfraktionschef Jens Spahn gegen eine staatliche Chatkontrolle lobte. Einen Tag zuvor hatte der DJV Redaktionen aufgerufen, bei der Herkunftsnennung von Tatverdächtigen sensibel zu bleiben. Damit es nicht zu „diskriminierenden Verallgemeinerungen“ komme.
In der Vergangenheit hatte der Verband mehrfach deutlich gegen Einschränkungen der Meinungsfreiheit protestiert, wenn linke Journalisten betroffen waren. Zuletzt veröffentlichte er Mitte September einen Beitrag unter dem Titel „Stopp mit Haß, Einschüchterungen und Gewalt“, in dem er Angriffe gegen ZDF-Moderatorin Dunja Hayali als „Schande für unser Land“ bezeichnete. Damals hieß es: „Wenn starke Stimmen aus Angst vor Haß und Gewalt schweigen, dann wird unsere Demokratie in ihren Grundfesten angegriffen.“
DJU kritisiert „Angriff auf die Pressefreiheit“
Die Deutsche Journalisten-Union (DJU), die zur Gewerkschaft Verdi gehört, verurteilte die Drohungen gegen Apollo dagegen ausdrücklich. Es sei inakzeptabel, „wenn politische Gruppen oder Parteien gezielt Aktionen planen, um ein Medium aus einem Stadtteil zu verdrängen“, sagte der Berliner DJU-Landesgeschäftsführer Jörg Reichel der Neuen Zürcher Zeitung.
Reichel sprach von einem „Angriff auf die Pressefreiheit“. Wer sie auch nur für ein Medium einschränke, „gefährdet sie für alle“. Inhaltliche Kritik sei legitim, „organisierte Kampagnen, die auf Einschüchterung oder Behinderung redaktioneller Arbeit zielen, sind es nicht“. (sv)