BUDAPEST. Der Linksextremist Simeon „Maja“ T. hat im ungarischen Gefängnis einen Hungerstreik begonnen. Das geht aus einer Mitteilung des Betroffenen hervor, die unter anderem dem MDR und tagesschau.de vorliegt. Darin heißt es, er sei „lebendig begraben“ in Isolationshaft. Der Hungerstreik sei ein letzter Versuch, ein faires Verfahren zu erzwingen und nach Deutschland überstellt zu werden.
T. befindet sich seit fast elf Monaten in Untersuchungshaft in Budapest. Die ungarische Justiz wirft ihm Beteiligung an mehreren gewalttätigen Angriffen auf vermeintliche Rechtsextremisten vor. Die Taten sollen im Februar 2023 am Rande des „Tags der Ehre“ verübt worden sein – einer Gedenkveranstaltung für Wehrmachtsverbände, die damals versuchten, aus dem von der Roten Armee eingeschlossenen Budapest auszubrechen.
Zellenkontrollen, Kakerlaken, Isolation
Zu Prozeßbeginn hatte Simeon T., der heute unter dem Namen Maja auftritt, die Haftbedingungen scharf kritisiert. Nach seinen Angaben leidet er unter Schlafentzug durch nächtliche Zellenkontrollen sowie mangelnder Hygiene. In einer Erklärung beklagt er, es gebe „unzählige Bettwanzen und Kakerlaken“ und keine ausreichende Versorgung mit Lebensmitteln und Hygieneprodukten.
Der Vater des Inhaftierten, Wolfram Jarosch, warf Ungarn vor, seine „Tochter“ zu foltern. Isolationshaft, die über zwei Wochen andauere, gelte als psychische Folter – bei T. halte sie bereits seit elf Monaten an. Zudem werde er außerhalb der Zelle stets an einer Leine geführt, von vier bewaffneten Beamten bewacht. „Die neue Bundesregierung muß Maja nach Hause holen“, forderte Jarosch.
Simeon T. werde „gefoltert“
Nach Angaben der ungarischen Staatsanwaltschaft sollen die Angriffe von 2023 gezielt erfolgt sein. Die Angeklagten hätten ihre Opfer unter anderem mit Schlagstöcken und Pfefferspray attackiert. Verletzungen wie Knochenbrüche, Prellungen und Platzwunden seien dokumentiert worden. Nur durch Glück seien keine tödlichen Folgen eingetreten. Simeon T. selbst äußerte sich bislang nicht zu den Vorwürfen.
Bereits im Sommer 2024 war T. von Deutschland nach Ungarn überstellt worden – obwohl das Bundesverfassungsgericht die Auslieferung zuvor untersagt hatte. Die Entscheidung aus Karlsruhe traf erst ein, nachdem die Übergabe vollzogen war. Im Februar dieses Jahres stellte das Gericht im Nachgang fest, daß die Auslieferung rechtswidrig gewesen sei.
Linksextreme Szene fordert Rückholung
Anlaß für den jetzt erklärten Hungerstreik ist die jüngste Entscheidung des Gerichts in Budapest, eine Umwandlung der Haft in Hausarrest zunächst nicht zu gestatten. Ein entsprechender Beschluß wurde auf den 20. Juni vertagt. Die Ankündigung zum Hungerstreik ist laut ARD-Studio Wien und MDR Investigativ von Angehörigen T.s bestätigt worden.
In der linksextremen Szene, insbesondere im Umfeld der Roten Hilfe, wird der Fall seit Monaten als politischer Skandal inszeniert. Auf Veranstaltungen und in sozialen Medien wird Ungarn als „rechtsautoritäres Regime“ bezeichnet. Forderungen nach einer Rückholung T.s durch die Bundesregierung häufen sich. Von einer Aufarbeitung der mutmaßlichen Gewalttaten ist dort indes kaum die Rede. (sv/mit KI)