BERLIN. Das „Job-Turbo“-Programm der Bundesagentur für Arbeit (BA) zur schnelleren Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen aus der Ukraine hat bisher kaum Erfolge gebracht. Der Abgang aus Arbeitslosigkeit und Bürgergeld nahm im Januar im Vergleich zum Vorjahr bei Frauen und Männern sogar ab, wie die Rheinische Post unter Berufung auf einen Lagebericht der BA berichtet. Heißt: Die Zahl der Ukrainer, die eine Arbeitsstelle finden liegt heute niedriger als vor einem Jahr. Die Initiative wurde vor rund drei Monaten von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) ins Leben gerufen.

Die Abgangsrate ukrainischer Männer aus der Arbeitslosigkeit lag im Januar bei 2,4 Prozent. Im Vorjahreszeitraum waren es noch 3,4 Prozent. Deutlich niedriger war die Rate bei Frauen. Sie fiel von 1,7 Prozent im Januar des vergangenen Jahres auf 1,2 Prozent.

Als Grund für den Geschlechterunterschied nannte der „Job-Turbo“-Sonderbeauftragte der Arbeitsagentur, Daniel Terzenbach, daß es sich häufig um alleinerziehende Mütter handele. „Jede dritte Frau aus der Ukraine ist alleinerziehend, viele finden nur sehr schwer Möglichkeiten der Kinderbetreuung. Deshalb ist ihre Integration in den Arbeitsmarkt häufig schwerer als bei männlichen Geflüchteten.“ 68 Prozent der ukrainischen Kriegsflüchtlinge in Deutschland sind Frauen.

Ursache: Konjunktur oder Bürgergeld?

Hauptursache für die schleichende Arbeitsmarktintegration der Ukrainer sei die wirtschaftliche Schieflage. „Die Arbeitslosenzahl insgesamt hat sich im Januar gegenüber dem Vorjahr um fast 200.000 erhöht“, sagte Terzenbach der Rheinischen Post. Ein Bericht der Migrationsplattform EWL legte wiederum nahe, daß die langsame Integration von Ukrainern an den üppigen deutschen Sozialleistungen liegt. Denn Ukrainer werden automatisch den Deutschen gleichgestellt und durchlaufen keinen Asylprozeß.

Derzeit leben in Deutschland rund 2,4 Millionen Asylmigranten und ukrainische Flüchtlinge im erwerbsfähigen Alter. Letztere machen mit etwa 840.000 ein Drittel aus. „Insgesamt gehen 750.000 Geflüchtete bereits einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nach, allein aus der Ukraine etwa 170.000“, führte Terzenbach weiter aus. Bei den Übrigen setze der „Job-Turbo“ an. „Aus der Ukraine sind dies etwa 500.000 Menschen, aus den übrigen acht größten Asyl-Herkunftsländern weitere 600.000.“

Laut der Bundesagentur sind in Deutschland derzeit rund 700.000 Arbeitsstellen unbesetzt. (sv)