LONDON. Der Schriftsteller Salman Rushdie hat vor dem Ende der Meinungsfreiheit im Westen gewarnt. „Daß die Meinungsfreiheit in den westlichen Staaten so sehr in Gefahr schwebt, habe ich zu meinen Lebzeiten noch nicht gesehen“, mahnte der britische Autor in einem Grußwort der bei der Verleihung der British Book Awards in London.
Winner of this year's British Book Award for Freedom to Publish, @SalmanRushdie accepts his Nibbie via video message #BritishBookAwards #Nibbies pic.twitter.com/fXEV9ukQxj
— The Bookseller (@thebookseller) May 15, 2023
Länder wie Rußland, China oder selbst Indien hätten ähnliche Probleme. „Aber im Westen gab es bis zuletzt ein hohes Maß an Meinungsfreiheit auch im Verlagswesen. Jetzt muß ich in den Vereinigten Staaten dabei zusehen, wie Büchereien und Kinderbücher in Schulen attackiert werden“, äußerte der Autor.
Rushdie: „Wir müssen kämpfen!“
Allein schon die Idee, eine Bibliothek zu attackieren, sei „äußerst alarmierend“, warnte Rushdie. „Wir müssen uns dieser Gefahr bewußtwerden und sehr entschieden gegen sie ankämpfen“, forderte er. Als Beispiele für die dahinschwindende Meinungsfreiheit im Westen nannte er die Versuche von Verlagen, die Werke von Ian Flemming oder Roald Dahl umzuschreiben.
Die Bücher der beiden Autoren sollten zuletzt auf angeblich rassistischen und sexistischen Klischees überprüft werden, was zu teils empörten Reaktionen in der Kulturszene führte. „Die Idee, daß die James Bond-Romane politisch korrekt umgeschrieben werden könnten, ist fast schon lächerlich. Ich denke, wir müssen uns dagegen wehren“, forderte Rushdie, der selbst vor allem für sein 1988 erschienenes Buch „Die satanischen Verse“ bekannt ist. Wenn man ein Buch nicht möge, solle man einfach ein anderes zur Hand nehmen.
Für seine „Satanischen Verse“ verhängt der iranische Revolutionsführer Ruhollah Chomeini 1989 eine Fatwa über Rushdie. Alle Muslime waren damit aufgerufen, den Autor zu töten. Vergangenes Jahr attackierte ein 24jähriger Libanese den Schriftsteller mit einem Messer. Rushdie überlebte den Anschlag nur knapp und verlor dabei ein Auge.
LGBT-Kinderbuch wird ebenfalls ausgezeichnet
Der in den Vereinigten Staaten lebende Rushdie wurde zusammen mit der TV-Moderatorin Davina McCall mit dem British Book Award ausgezeichnet. Während Rushdie für sein Lebenswerk ausgezeichnet wurde, erhielt McCall den Preis für ihr Buch „Menopausing“ über die Menopause. Die renommierten British Book Awards werden seit 1994 jährlich vom Branchenmagazin The Bookseller vergeben.
Zu den bisherigen Preisträgern gehören Schriftsteller wie Joan K. Rowling, Ian McEwan und Dan Brown. Den Preis für das beste Bilderbuch erhielt unterdessen „Grandpas Camper“ des Autors Harry Woodgate – „ein Bilderbuch für Kinder, daß LGBT-Familien feiert“, wie es in der Ankündigung des Titels heißt.
And the winner of the Book of the Year: Children's Illustrated award (supported by @lovereadingkids) is @harryewoodgate's joyous and inclusive picture book GRANDAD'S CAMPER! @AndersenPress #BritishBookAwards #Nibbies pic.twitter.com/14oBNv217M
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(fw)