BERLIN. Die Berliner Polizei hat Ermittlungen gegen das Online-Magazin „queer.de“ eingeleitet. Hintergrund ist ein Nachruf auf den am 31. Dezember vergangenen Jahres verstorbenen früheren Papst Benedikt XVI, wie ein Polizeisprecher am Montag dem Evangelischen Pressedienst sagte. Auch „queer.de“ hast die Ermittlungen bestätigt.
Weil er im Text als einer der „größten queerfeindlichen“ Hetzer, dessen Markenzeichen „Homohaß“ gewesen sei, bezeichnet wurde, ermittelt die Polizei wegen eines möglichen Verstoßes gegen Paragraph 189 des Strafgesetzbuchs, der die „Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener“ ahndet.
„queer.de“ erhält Unterstützung von Journalistenverband
Benedikt XVI. war im Alter von 95 Jahren verstorben. Der Nachruf war noch am selben Tag erschienen. Kurz darauf zeigte jemand das Magazin über die Internetwache der Polizei an. Der Herausgeber von „queer.de“, Micha Schulze, kündigte an, der Polizei keine freiwilligen Auskünfte geben zu wollen. „Bereits die Vorermittlungen und die Annahme eines Anfangsverdachts gehen deutlich zu weit“, schrieb er. Zudem wolle er eine Anwaltskanzlei einschalten um herauszufinden, wer die Anzeige gestellt hat.
#BenediktXVI mögest du in der Hölle schmoren (wenn es die gibt) für deinen Hass und deine Hetze gegen Frauen* und #LGBTIQ
— Erik Jödicke (@EJodicke) December 31, 2022
Unterstützung bekommt er unter anderem vom Landesgeschäftsführer der „Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union“, Jörg Reichel. „Langatmige Ermittlungen oder eine Anklage durch die Staatsanwaltschaft wären ein Angriff auf die Pressefreiheit“, kommentierte er auf Twitter. Auch der Bundesvorsitzende von „Lambda Deutschland“, einem LGBTQ-Lobbyverein, Erik Jödicke, hatte am Todestag Benedikts auf Twitter geschrieben, der ehemalige bayerische Kardinal solle „in der Hölle schmoren“. Der Verein „Lambda“ versteht sich als Interessensverband für sexuelle Minderheiten und wird vom Bundesfamilienministerium finanziell gefördert. (st)