LONDON. Der britische Premierminister Boris Johnson (Konservative) hat Rücktrittsforderungen aus seiner eigenen Partei eine Absage erteilt. „Die Arbeit eines Premierministers mit einem kolossalen Wahlmandat muß auch in schwierigen Zeiten weitergehen – und genau das werde ich auch tun“, unterstrich Johnson laut der BBC während einer parlamentarischen Fragestunde am Mittwoch im Unterhaus. Die Briten würden sich zum jetzigen Zeitpunkt keine Neuwahlen wünschen.
Zuvor hatten sich mehrere seiner Parteikollegen öffentlich gegen den Premierminister gestellt, nachdem seine Regierung von einer Rücktrittswelle erfaßt wurde. Neben dem Finanz- und Gesundheitsminister hatten über ein Dutzend parlamentarische Staatssekretäre und Ministeriumsmitarbeiter ihr Amt aus Protest niedergelegt.
Enger Weggefährte stellt sich gegen Johnson
„Ich muß mit äußerstem Bedauern mitteilen, daß ich dieser Regierung nicht länger mit guten Gewissen angehören kann“, schrieb etwa Gesundheitsminister Sajid Javid in einem Dienstag abend veröffentlichten Schreiben an den Premierminister.
I have spoken to the Prime Minister to tender my resignation as Secretary of State for Health & Social Care.
It has been an enormous privilege to serve in this role, but I regret that I can no longer continue in good conscience. pic.twitter.com/d5RBFGPqXp
— Sajid Javid (@sajidjavid) July 5, 2022
Grund für die Rücktrittswelle war die Entscheidung Johnsons, dem Unterhausabgeordneten Christopher Pincher einen hohen Posten in der Fraktion der Konservativen zu verschaffen. Pincher hatte zuvor mehrere seiner männlichen Kollegen sexuell genötigt. Pincher hat sich mittlerweile aus der Politik zurückgezogen.
Auch der britische Wohnungsminister Michael Gove (Konservative), der als enger Weggefährte Johnsons gilt, hat sich laut BBC unterdessen für den Abgang des Regierungschefs ausgesprochen. Schon seit Längerem fordern konservative Parteikollegen des Premierministers aufgrund von Skandalen dessen Rücktritt.