BERLIN. Greenpeace-Chef Martin Kaiser für einen Verzicht von individuellen Freiheiten plädiert, die schlecht für das Klima sind. Freiheit bedeute nicht, mit einem Benzin-betriebenen SUV in jede Ecke der Republik fahren zu dürfen, mahnte er.
Eine solche Forderung gehe auf Kosten der Allgemeinheit. Wie bereits das Bundesverfassungsgericht im vergangenen Jahr geurteilt habe, fielen alle Treibhausgase, die nicht reduziert würden, später den jüngeren Generationen zur Last.
Er habe Verständnis für die Proteste von jungen und radikalen Klimaschützern. So teile er auch das Anliegen der Gruppe „Aufstand der letzten Generation“, die zuletzt immer wieder Straßen und Autobahnen blockierte, um ein „Essen-retten-Gesetz“ zu erwirken.
Kaiser: Apokalyptisches Weltbild bringt nichts
„Laut mehrerer Studien, unter anderem der des Bundesernährungsministeriums, werden rund 30 Prozent unserer Lebensmittel vernichtet und landen quasi in der Tonne“, kritisierte der Greenpeace-Chef. Das sei nicht nur angesichts des weltweiten Hungers skandalös, sondern auch, weil bei der Produktion von Nahrungsmitteln sehr viel Energie aufgewendet werde.
Gleichzeitig werbe er aber auch für mehr Optimismus im Kampf gegen den Klimawandel. Apokalyptisches Denken und Resignation dürften nicht die Antwort sein. Unablässig von einem Weltuntergang auszugehen, bringe nichts. Er empfehle jungen Menschen, sich nicht von ihren Sorgen lähmen zu lassen, sondern aktiv zu werden. „Wir haben technische Möglichkeiten und die wissenschaftliche Expertise, um diese Krise zu lösen“.
Union sei bestes Beispiel für schlechten Lobbyismus
Zudem lobte Kaiser die Berufung der ehemaligen internationalen Greenpeace-Chefin, Jennifer Morgan, ins Auswärtige Amt. „Nach 16 Jahren Merkel will die neue Regierung Klima-Außenpolitik nun aktiv gestalten – auf Augenhöhe mit den USA und China.“
Die Kritik der Unionsparteien, es handle es sich bei der Personalie um „grüne Heuchelei in Sachen Lobbyismus“, weise er zurück. Die Christdemokraten hätten in den vergangenen zwei Jahren mit mehreren Maskenaffären bewiesen, was schlechter Lobbyismus bedeute. Bei Morgan sei die nötige kritische Distanz gegeben. (zit)