BERLIN. Der Verein für die Geschichte Berlins hat die Zerstörung der ältesten Straße der deutschen Hauptstadt kritisiert. „Die Zerstörung des Bohlenwegs hat das in den letzten Jahren gewachsene Vertrauen der Berliner Öffentlichkeit in den staatlich verantworteten Denkmalschutz nachhaltig beschädigt“, äußerten die Denkmalschützer in einem am Montag von der Berliner Zeitung veröffentlichten offenen Brief an Kultursenator Klaus Lederer (Linkspartei). Man frage sich, wie das Landesdenkmalamt jemals wieder von einem Bauherrn den Erhalt eines Denkmals fordern könne, wenn es selbst nicht gegen die Vernichtung stadthistorisch bedeutsamer Bausubstanz vorgehe.
Anfang Januar wurde der etwa 800 Jahre alte Bohlenweg zufällig am Molkenmarkt im Berliner Stadtzentrum gefunden. Der Moor-Pfad war somit die älteste erhaltene Straße Berlins. Kurz darauf wurde sie allerdings bei Bauarbeiten größtenteils in ihre Einzelteile zerlegt und abtransportiert, da an dieser Stelle Leitungen verlegt werden sollten. Von dem Bauwerk sind nur noch Rudimente übrig.
Geschichtsverein spricht von „autokratischem Vorgehen“
„Offenkundig sind am Molkenmarkt radikal und umgehend Fakten geschaffen worden – und dies im Einvernehmen mit der Landesarchäologie und der Denkmalpflege, aber entgegen deren ureigensten Aufgaben und Belangen. Gegen dieses autokratische Vorgehen möchten wir hiermit im Interesse der Bewahrung des vielschichtigen Erbes unserer Stadt auf das Entschiedenste protestieren“, empörte sich der Geschichtsverein weiter.
Die Denkmalpfleger verlangten Auskunft darüber, weshalb man die historische Straße überhaupt so eilig zerstört habe und was nun mit der zersägten Bausubstanz geschehe. „Denkmale gehören allen Bürgern und die Entdeckung eines Denkmals inkludiert nicht das Recht auf dessen Zerstörung!“
Kultursenator Lederer setzt sich für Kolonialkunst ein
Kurz nach der Entdeckung des Moor-Weges hatte die Stadt Berlin in einer Mitteilung noch von einem „sensationellen Fund“ gesprochen. Schon damals kündigte die Verwaltung allerdings an, einen Großteil der mittelalterlichen Anlage für die Verlegung neuer Strom- und Gasleitung zu zerstören.
Kultursenator Lederer hatte sich in den vergangenen Monaten vor allem mit seinem Einsatz für die Rückgabe von Kolonialkunst an afrikanische Staaten hervorgetan. (fw)