BERLIN. Die ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, hat sich dafür ausgesprochen, aus der Geschichte der Gastarbeiter Lehren für den Umgang mit Flüchtlingen zu ziehen. „Aus der Geschichte der ‘Gastarbeiter’ können wir für heute lernen. Es ist ein Fehler, wenn Flüchtlinge jahrelang ohne klaren Aufenthaltsstatus im Land sind, nicht Deutsch lernen können“, schrieb die Theologin in der Bild-Zeitung.
Mit Blick auf die Zukunft der Migranten äußerte sie: „Viele von ihnen werden bleiben. Deshalb muß Integration das Ziel sein, für beide Seiten, von Anfang an.“
Käßmann beklagt Fehler im Umgang mit Gastarbeitern
Käßmann, die in der Vergangenheit erklärte, daß AfD-Wähler und -Politiker keine guten Christen sein könnten, berichtete auch von ihren Erfahrungen als Kind mit Gastarbeitern. Diese seien damals „Spaghettifresser“ oder „Knoblauchfresser“ genannt worden. „So verstörend diese Namen aus heutiger Sicht klingen, im Grunde war das eine gute Einübung für ein bunteres Deutschland“, zeigte sich Käßmann überzeugt. „Bald fanden alle am Ort Spaghetti und Knoblauch gut.“
Jedoch seien damals auch folgenreiche Fehler gemacht worden, indem die Ausländer als Gäste angesehen wurden. Stattdessen hätte es Sprachkurse und Integrationsangebote für sie geben müssen, betonte Käßmann. In der dritten Generation hätten es viele geschafft, Teil der deutschen Gesellschaft zu sein.
In den vergangenen Wochen hatte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mehrmals auf die Geschichte der Gastarbeiter aufmerksam gemacht. Nicht nur soll ihre Geschichte in Schulbüchern stärker betont, ihre Rolle solle auch generell mehr gewürdigt werden. (ag)