BERLIN. Die Bundesregierung hat eine Zusammenarbeit mit Islamverbänden für die Einrichtung einer moslemischen Militärseelsorge vorerst abgelehnt. Stattdessen plant sie die Betreuung der rund 3.000 Moslems in der Bundeswehr über Einzelverträge zu regeln, teilte das Bundesverteidigungsministerium auf Anfrage des Evangelischen Pressediensts am Freitag mit.
Ziel sei ein Angebot für die moslemischen Soldaten, das nicht über islamische Religionsverbände laufe. Grund dafür seien Unterschiede im Vergleich zu christlichen und jüdischen Institutionen in der Organisationsstruktur der moslemischen Verbände. Zum Beispiel führten diese keine Mitgliederregister. Außerdem repräsentierten sie nicht die Mehrheit der in Deutschland lebenden Moslems. Folglich stehe ein geeigneter Partner, mit dem ein Staatsvertrag geschlossen werden könne „absehbar nicht zur Verfügung“.
Mit ihren Plänen weicht die Bundesregierung von ihrem Konzept für die Seelsorge christlicher und jüdischer Militärangehöriger ab. In der Bundeswehr gibt es ein evangelisches sowie ein katholisches Angebot und seit Juni auch ein Militärrabbinat. Für diese Angebote waren jeweils Staatsverträge mit den beiden Kirchen und dem Zentralrat der Juden ausgehandelt worden.
Middelberg: Seelsorger müssen Verständnis von Demokratie teilen
Die Einrichtung einer islamischen Militärseesorge hatte die Vorsitzende des Vereins Deutsche Soldaten, Nariman Hammouti-Reinke, angestoßen. Sie hatte das fehlende Angebot für Moslems als „gewollte Diskriminierung“ bezeichnet.
Der innenpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Mathias Middelberg, hatte am Mittwoch vorgeschlagen, die Absolventen des Ausbildungsprojekts Islamkolleg Deutschland für den seelsorgerischen Dienst einzusetzen. Bei der Wahl des Personals müsse beachtet werden, ob dieses das „Verständnis von Meinungsfreiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit“ teile, sagte er der Neuen Osnabrücker Zeitung. (zit)