DARMSTADT. „Corona-Diktatur“ und „Rückführungspatenschaften“ sind die Unwörter des Jahres 2020. Damit hat die sprachkritische Aktion Darmstadt erstmals zwei Begriffe ausgewählt. Der erste Begriff verharmlose „Diktaturen und verhöhnt die Menschen, die sich dort gegen die Diktatoren wenden und dafür Haft und Folter bis zum Tod in Kauf nehmen oder fliehen müssen“, begründete das Gremium aus Sprachwissenschaftlern und Journalisten seine Entscheidung.
Die Jury habe damit in Rechnung stellen wollen, daß die Pandemie seit dem vergangenen Jahr die öffentliche Wahrnehmung und die eingesendeten Vorschläge dominiert habe. Das Wort „Corona-Diktatur“ war im Zusammenhang mit den Protesten gegen die Pandemie-Maßnahmen der Bundesregierung aufgetaucht.
„Klimahysterie“ war zuvor Unwort
Das Wort „Rückführungspatenschaften“ sei „zynisch und beschönigend“ für einen von der EU-Kommission vorgeschlagenen Plan zur Migrationspolitik. Dabei würden EU-Mitgliedstaaten anderen die Verantwortung für Abschiebungen abnehmen. Die Jury betonte, „daß die ‘Unwort-Wahl’ keineswegs als Zensurversuch zu verstehen ist, sondern als Anlaß zur Diskussion über den öffentlichen Sprachgebrauch und seine Folgen für das gesellschaftliche Zusammenleben“.
Durch die Wahl der Unwörter soll nach dem Willen der verantwortlichen der sprachkritischen Aktion Darmstadt auf unangemessenen Sprachgebrauch aufmerksam gemacht werden. Seit 1991 wählt die Jury jährlich einen Begriff aus. Im Vorjahr war es „Klimahysterie“. (ag)