WIEN. Das Landesgericht Wien hat am Donnerstag abend einen Iraker für mehrere Anschläge auf eine ICE-Strecke in Bayern zu lebenslanger Haft verurteilt. Die Geschworenen zeigten sich überzeugt, daß der 44 Jahre alte Mann im Namen des Islamischen Staats (IS) 2018 viermal versucht hatte, Züge auf der Strecke München-Nürnberg zum Entgleisen zu bringen.
Mitangeklagt war auch die Ehefrau des in Österreich als Flüchtling anerkannten Mannes, meldete der ORF. Die Staatsanwaltschaft hatte der 33 Jahre alten Frau vorgeworfen, die Taten mit vorbereitet zu haben. Sie wurde mangels Beweisen freigesprochen Dem Iraker hatte die Behörde mehrfachen versuchten Mord als terroristische Straftat, schwere Sachbeschädigungen und „terroristische Vereinigung“ zur Last gelegt. Der Angeklagte hatte einige Punkte gestanden, wies eine Zugehörigkeit zum Islamischen Staat aber zurück.
Ehefrau freigesprochen – Mann hatte Kontakt zu Schweizer IS-Anhänger
Der Iraker hatte unter anderem Stahlseile quer über die ICE-Trasse gespannt und Keile und Metallteile auf die Gleise gelegt. Zwar wurden die Züge beschädigt, allerdings blieben sie auf den Schienen. Verletzt wurde bei den vier Anschlägen niemand. Der Iraker gab während der zweitätigen Verhandlung an, er habe Aufmerksamkeit erregen und Deutschland und die EU zum Abzug ihrer Soldaten aus dem Irak bewegen wollen. „Das, was ich gemacht habe, ist ein großer Fehler gewesen. Es war unüberlegt.“
Laut den Ermittlern hatte der Mann bereits seit seiner Einreise 2012 Kontakte zu der Terrormiliz unterhalten. Regelmäßig hatte er mit einem in der Schweiz lebenden Iraker kommuniziert, der 2017 als Kopf einer IS-Zelle verurteilt worden war. Zunächst kundschaftete der in Wien lebende Verurteilte Anschlagsziele in Frankreich aus, ehe er in einem Magazin des IS auf die Idee gestoßen war, Züge in Deutschland entgleisen zu lassen. (ls)