ROSTOCK. Eine Untersuchung der Universität Rostock hat kritisiert, daß Frauenbilder in Streaming-Serien keine große Vielfalt aufweisen. Weibliche Charaktere in den Produktionen von Netflix, Amazon Prime und Sky seien demnach meist jung, schlank und leicht bekleidet. Zudem hätten sie eher Berufe wie Verkäuferin, Lehrerin oder Krankenschwester ausgeübt statt als Politikerinnen oder Naturwissenschaftlerinnen zu arbeiten.
Im weltweiten Schnitt seien Männer mit 58,5 Prozent insgesamt häufiger Protagonist einer Serie gewesen als Frauen. In deutschen Produktionen liege der Anteil bei 65 Prozent.
Am höchsten sei die männliche Besetzung weltweit bei Musik- und Musical-Serien mit 77,8 Prozent. In Deutschland hingegen sei der Männeranteil bei Thrillern am größten. Am ausgeglichensten sei das Geschlechterverhältnis bei Romanzen.
Junge Frauen spielen am häufigsten Hauptrollen – Ältere am seltensten
Lediglich im Alter von 20-29 Jahren übertrumpften Frauen knapp ihre männlichen Kollegen. In diesem Altersabschnitt spielten sie mit 50,8 Prozent öfter Protagonisten oder andere wichtige Figuren in Serien. Unter den 50-59jährigen Darstellern waren hingegen mit 23,3 Prozent die wenigsten Frauen in Hauptrollen vertreten.
Auch bei der Herkunft der Schauspieler mangele es an Vielfalt. Weltweit seien rund 62,7 Prozent der Hauptfiguren weiß gewesen. Danach folgten südamerikanische Personen mit 11,5 Prozent. Schwarze seien mit 8,4 Prozent vertreten gewesen.
Furtwängler vermißt „weibliche Vorbilder“
„Die Studie zeigt einmal mehr, wie wichtig es ist, daß man gefühlten Wahrheiten Fakten gegenüberstellt“, kommentierte die Schauspielerin und Mitgründerin der MaLisa-Stiftung, Maria Furtwängler, die Ergebnisse. Ihre Initiative hatte die Studie begleitet. Sie bedauere es, daß das Serienpublikum weiterhin auf „weibliche Vorbilder in ihrer Vielfalt“ verzichten müsse.
Studienleiterin Elizabeth Prommer beanstandete, „nicht-binäre und Figuren mit anderen Geschlechtsidentitäten“ tauchen so gut wie gar nicht in Serien auf. „Und was die Sichtbarkeit ethnischer Vielfalt betrifft, dominiert die jeweilige Mehrheitsbevölkerung“, kritisierte Prommer. (zit)