BERLIN. Die Bundesagentur für Arbeit (BA) erwartet, daß infolge der Corona-Krise im Sommer mehr als drei Millionen Deutsche arbeitslos sein werden. So viele Unbeschäftigte hatte es zuletzt vor zehn Jahren gegeben. Jetzt sei die Zeit, Maßnahmen zu treffen, damit die Zahl im Herbst wieder sinke, sagte BA-Chef Detlef Scheele am Dienstag der Süddeutschen Zeitung.
Ohnehin schon „prekär Beschäftigte“, wie Zeitarbeiter oder Befristete seien besonders betroffen. Auch die Jugendarbeitslosigkeit werde ansteigen. Vor allem Frauen seien die Leidtragenden der Krise. Zum einen arbeiteten sie öfter in betroffenen Berufsfeldern, zum anderen müßten sie meist mehr Betreuungsarbeit für die Familie leisten. „Ich hoffe sehr, daß vier Monate Corona nicht alles zerstören, was in Jahrzehnten an Gleichberechtigung am Arbeitsmarkt erreicht wurde“, mahnte Scheele.
Er plädierte für Lockerungen in der Gastronomie und der Reisebranche, um das Problem in den Griff zu bekommen. Zudem müsse der Welthandel in Gang kommen und das Konjunkturpaket der Bundesregierung Wirkung zeigen.
Corona wird Arbeitsgestaltung verändern
Anders als bei einer Finanzkrise, liege der Einbruch in diesem Fall an einem Virus und sei nicht an einem strukturellen Problem. Deshalb würde sich die Zahl der Arbeitslosen schnell wieder einpendeln. In Deutschland gebe es durch den demographischen Wandel eher zu wenige als zu viele Beschäftigte.
Nach der Pandemie würden digitale Angebote in vielen Branchen eine wichtigere Rolle spielen. Etwa plane die BA persönliche Gespräche teilweise zu ersetzen. Ab 2021 könnten sich Menschen online arbeitslos melden. Auch das Home-Office-Angebote könnte stärker genutzt werden. (zit)