BERLIN. Die Grünen-Vorsitzenden Robert Habeck und Annalena Baerbock haben im vergangenen Jahr die meisten Talkshow-Auftritte aller Politiker in den Öffentlich-Rechtlichen (ÖR) absolviert. Habeck war 13 mal zu Gast bei den vier reichweitenstärksten Talkrunden „Maischberger“, „Anne Will“, „Hart aber fair“ und „Maybrit Illner“, berichtet das Redaktionsnetzwerk Deutschland.
Den zweiten Rang belegt seine Co-Vorsitzende Baerbock gemeinsam mit FDP-Chef Christian Lindner und Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU). Die drei waren in den Gesprächsrunden jeweils zehnmal vertreten. Der AfD-Parteivorsitzende Alexander Gauland kommt auf drei Auftritte.
Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 133 Folgen der vier Talk-Shows ausgestrahlt. Die Grünen waren in 47 dieser Sendungen vertreten, wie eine Auflistung des AfD-Bundestagsabgeordneten Martin Sichert ergab. Die AfD als größte Oppositionspartei im Parlament wurde 13 mal eingeladen. Politiker von CDU/CSU waren 109 mal zu Gast in den Sendungen. Sozialdemokraten nahmen 71 mal Platz bei „Illner“ und den anderen drei Talkmastern. Vertreter von FDP und Linken 27, beziehungsweise 23 mal.
AfD sieht Demokratie stark verzerrt
Die ÖR unterlägen dem „Gebot der Staatsferne und der Unabhängigkeit“, erinnerte Sichert. „Der jetzige Zustand verletzt das Gebot der ÖR und verzerrt stark die Demokratie.“ Bei „Maischberger“ und Co. würden die „politisch gewollten Mehrheiten in den Vordergrund“ gesetzt.
Im Vergleich zu den Ergebnissen der vergangenen Bundestagswahl sind die Grünen in den vier TV-Formaten überrepräsentiert. Der Anteil der Auftritte der Parteien in Relation zur Gesamtzahl der Auftritte ergab im Vergleich zur Wahl 2017 ein stark abweichendes Bild. So kommen die Grünen auf 16 Prozent Anteil an den Talkshow-Auftritten, gegenüber ihrem Wahlergebnis von 8,9 Prozent. Entgegen ihrer 12,6 Prozent bei der Wahl liegt die Präsenz der AfD in den vier großen Talkshows nur bei 4 Prozent.
Besonders stark ist die Diskrepanz zwischen Wahlergebnis und medialer Präsenz bei „Maybritt Illner“. Hier liegt der Anteil der Grünen bei 17 Prozent und die AfD kommt lediglich auf 2 Prozent.
Überrepräsentiert sind auch die Parteien der Großen Koalition. Die Union kann 38 Prozent Anteil in den Talkrunden gegenüber nur 31,9 Prozent an den Wahlurnen verbuchen. Auch die SPD hat mit 24 Prozent mehr Sendeanteil als Wählerzuspruch. Der betrug bei der Bundestagswahl 20,5 Prozent. (ag)