Kinderrechte ins Grundgesetz, ruft man uns in regelmäßigen Abständen aus allen politischen Lagern zu! Weil es so schön klingt, wir wollen ja alle gern die Kinder schützen. Vor allen Dingen vor ihren reaktionären Eltern. Kinderarmut, Recht auf Bildung, das Recht auf sexuelle Entfaltung, es gibt kaum einen Themenbereich, der nicht gerne benutzt wird, um zu demonstrieren, daß uns die Kinder doch besonders am Herzen liegen. Jedenfalls auf dem Papier.
Bislang hatte diese Forderung nach Kinderrechten mit Verfassungsrang nur eine konsequente Lücke: das Recht von ungeborenen Kindern auf ihr eigenes Leben. Wenn es nämlich um Frauenrechte geht, in diesem Fall das Selbstbestimmungsrecht der Frau über das Leben in ihrem Bauch, dann drehten selbst Kinderschützer lieber ab und gingen in Deckung. Bloß nicht mit den Damen Feministinnen anlegen.
„Süße Maus“ nicht sagen, aber heiraten
Denn wenn eines noch wichtiger ist in diesem Land als Kinderrechte, dann sind es Frauenrechte. Der Opferstatus der Frau wird mit Zähnen und Klauen, alternativ mit einem regelmäßigen Aufschrei verteidigt, je nachdem, welcher heterosexuelle, alte, weiße Mann sich gerade danebenbenommen hat. Sexismus-Alarm ist zum Netzfeministinnen-Volkssport geworden. Jede verbal geäußerte „süße Maus“ ist sofort ein Verbrechen wider die weibliche Menschlichkeit.
Seit dieser Woche ist klar: „Süße Maus“ darf man nicht mehr sagen, man darf sie aber offenbar heiraten. Ohne großen Widerspruch von denen, die sonst sogar bereit sind, Werbeplakate verbieten zu lassen, wenn eine Frau zu nackt darauf erscheint.
Wir reden über sexuelle Ausbeutung
Denn seit dieser Woche diskutiert man in Deutschland ernsthaft, ob es zwingend nötig ist, Kinderehen zu ächten. Kinderehen. Klingt niedlich, ist es aber nicht. Denn wir reden nicht von zwei Teenagern, die durchbrennen und sich in Las Vegas im Überschwang der Gefühle vermählen. Wir reden im Zuge der Zuwanderungswelle von einem neuen Phänomen in Deutschland, das selbst ohne Dunkelziffer nahezu 1.500 junge Mädchen betrifft, über 360 davon sind sogar noch unter 14 Jahren.
Sie sind keine verliebten Teenager, sondern zwangsverheiratete Kinderbräute aus Ländern wie Syrien oder Afghanistan, die jeden Tag in dieser Ehe vergewaltigt werden können. Wir reden über sexuelle Ausbeutung, über Mißbrauch von Kindern und über Pädophilie.
Nun ist Justizminister Heiko Maas zurückgerudert und hat seinen Gesetzesentwurf zurückgezogen. Nicht, weil er es eingesehen hat, sondern weil es medial einen derartigen Druck gab, daß er nicht mehr anders konnte. Schlimm ist, daß man überhaupt in Erwägung gezogen hat, im Ausland geschlossene Kinderehen nicht generell für nichtig zu erklären, sondern allen Ernstes vorschlug, daß die Kinderbräute sich ja juristisch dagegen wehren könnten. Die 14jährigen Mädchen aus Afghanistan ohne deutsche Sprache sollen doch ihr Recht auf sexuelle Selbstbestimmung einklagen.
Homorechte wichtiger als Kinderrechte?
Und jetzt weiß man nicht, was ekelhafter ist: Daß der feministische Aufschrei ausbleibt von denjenigen, die sonst bereit sind, wegen jedem falschen Wort in die Schlacht zu ziehen, nicht aber bei „legalem“ Kindesmißbrauch? Oder, daß die Edathy-Partei SPD nichts dazugelernt hat? Oder daß ausgerechnet auf evangelisch.de, dem offiziellen Portal der Evangelischen Kirche in Deutschland, ein großer Artikel erscheint, der nicht etwa kategorisch die Kinderehe ächtet, sondern die Kritiker des Justizministers angreift.
Und darüber schwadroniert, daß man die Kinderehen aus fremden Ländern nicht annullieren dürfe, weil sonst die Homopartnerschaften aus Deutschland in den anderen Ländern doch auch nicht anerkannt würden. Merke: Homorechte sind offenbar noch wichtiger als Kinder- oder Frauenrechte. Ja, manchmal möchte man sich angesichts der Werteverschiebung ganzer Milieus im Land einfach nur still und leise übergeben.
JF 45/16