SCHWERIN. Die Staatsanwaltschaft Schwerin hat Ermittlungen gegen einen ehemaligen Politiker der Linkspartei eingeleitet, weil er eine Messerattacke vorgetäuscht haben soll. Julian Kinzel sei „hinreichend verdächtig“, den Anschlag mit 17 Messerstichen Anfang Januar in Wismar erfunden zu haben, teilte die Behörde nach Abschluß der Ermittlungen am Donnerstag mit.
Die Rekonstruktion des Tatgeschehens habe ergeben, daß „erhebliche Widersprüche zum Inhalt der Strafanzeige“ bestünden. Zudem habe die rechtsmedizinische Untersuchung gezeigt, „daß die Art der Verletzungen nicht mit dem behaupteten Verlauf des Überfalls in Übereinstimmung zu bringen sind“. Das Bild der Verletzung weise eher „alle Merkmale einer Selbstbeibringung“ auf, betonte die Staatsanwaltschaft.
Hochrangige Linken-Politiker verurteilten vermeintlichen Angriff
Der 19 Jahre alte Beschuldigte bestreite laut Berliner Tagesspiegel die Anschuldigungen und halte an seiner Schilderung fest. Kinzel hatte im Januar bei der Polizei gemeldet, drei Täter hätten in Wismar auf ihn eingeschlagen und 17 Mal eingestochen. Einer der Angreifer hätte ihn zudem als „schwule Kommunistensau“ und „dreckige Zecke“ beschimpft. Durch seine starke Gegenwehr habe er die Angreifer in die Flucht geschlagen.
Schnell hatten sich mehrere hochrangige Linken-Politiker zu Wort gemeldet, darunter auch der Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Dietmar Bartsch: „Wir verurteilen diese Tat auf das Schärfste und erklären erneut, daß Die Linke in ihrem Kampf gegen rechtsextremes Gedankengut nicht nachlassen wird.“ Parteichefin Katja Kipping hatte betont: „Der Messerangriff ist abscheulich und auch ein Angriff auf die Demokratie.“ Bartsch, Kipping und andere Linken-Politiker hatten ihre Einträge in sozialen Netzwerken später wieder gelöscht. Nach Angaben der Linkspartei ist Kinzel nicht mehr Mitglied. (ls)