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Kommentar zu Jean-Claude Juncker: Der Kapitän auf dem Narrenschiff

Kommentar zu Jean-Claude Juncker: Der Kapitän auf dem Narrenschiff

Kommentar zu Jean-Claude Juncker: Der Kapitän auf dem Narrenschiff

Juncker
Juncker
EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker Foto: picture alliance/dpa
Kommentar zu Jean-Claude Juncker
 

Der Kapitän auf dem Narrenschiff

Fast könnte man meinen, EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker freut sich über den Ausstieg der Briten aus dem EU-Zirkus. Ohne die Bremser von der Insel, so glaubt er, ist der Weg endlich frei zum europäischen Superstaat. Ein Kommentar von Michael Paulwitz.
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Weißmann, Reich, Republik, Nachkriegsrechte

Fast könnte man meinen, EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker freut sich über den Ausstieg der Briten aus dem EU-Zirkus: Endlich sind sie weg, die Querulanten, die ständig mit so überholtem Zeug wie der Souveränität der Nationalstaaten als Fundament der Demokratie daherkommen und statt eines zentralistischen Regulierungsmonsters Europa lieber als prosperierende Freihandelszone sehen wollten.

Ohne die Bremser von der Insel glaubt Juncker ganz offensichtlich, endlich freie Fahrt zum europäischen Superstaat zu haben, den er und seine Nomenklatura anstreben. Junckers erster Gedanke nach der „Brexit“-Nachricht: Jetzt muß die Währungsunion „vollendet“ und auch die noch zögernden EU-Mitglieder in den Euro gezwungen werden.

Rest-EU hackt sich selbst ins Bein

Was er von den Volksvertretungen der Nationalstaaten hält, die – anders als die so teure wie überflüssige Parlamentsattrappe seines Busenkumpels Martin Schulz – demokratisch legitimiert sind, läßt Juncker bei der Gelegenheit auch gleich wissen: nichts. Bei der Ratifizierung des Freihandelsabkommens mit Kanada sollen sie jedenfalls keine Mitspracherechte haben, damit sie seine Bürokraten nur ja nicht stören können. Wenn die Briten nicht mehr da sind, wird sich schon keiner mehr gegen diese weitere Entmündigung wehren.

Und was die Briten angeht: Die sollen ordentlich dafür „bestraft“ werden, daß sie in seinem Club nicht mehr mitmachen wollen. Offener Marktzugang, Freihandel mit einer der stärksten Volkswirtschaften Europas, der sechstgrößten der Welt? Nicht mit Juncker.

Auch wenn die Rest-EU sich damit selbst ins Bein hackt, weil die übrigen 27 Mitgliedstaaten, Deutschland voran, weitaus mehr Güter und Dienstleistungen auf die Insel exportieren, als sie von dort importieren: Mit dem Bürokratiemonster EU soll nur gute Geschäfte machen, wer auch allen Unsinn übernimmt, der dort ausgeheckt wird.

Volldampf auf das nächstbeste Riff

Jean-Claude Juncker und seine Nomenklatura haben gar keine Lust, sich wie Erwachsene zu benehmen, wie UKIP-Chef Farage wohl vergeblich anmahnt. Dabei sind die Briten keineswegs die einzigen, die mit dem Brüsseler Allmachtswahn unzufrieden sind.

Der Euro funktioniert nicht, außer als Wohlstandsvernichtungsmaschine zugunsten der Finanzindustrie; das Freizügigkeitsdogma hat illegale Einwanderung zur unkontrollierbaren Staatenkrise eskalieren lassen; bürokratischer Zentralismus beschneidet Freiheitsrechte und degradiert nationale Parlamente zu bloßen Transmissionsriemen der Eurokratie – doch Jean-Claude Juncker fordert unverdrossen mehr vom selben, was die Briten schließlich aus der EU getrieben hat.

Der Kapitän des Brüsseler Narrenschiffs hat sich auf seiner Brücke verbarrikadiert und gibt Volldampf voraus auf das nächstbeste Riff, und wenn der ganze Kahn auseinanderfällt. Man kann es den Briten nicht verdenken, daß sie noch rechtzeitig das Rettungsboot genommen haben.

EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker Foto: picture alliance/dpa
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