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Berliner sind nett zueinander

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Berliner sind nett zueinander

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„Berliner sin nett untananda un ooch zu ihre Jäste.“ Auf den Osten der Stadt trifft das sicherlich zu. Die letzten vier Tage hatte ich die Gelegenheit, bei einer netten, jungen Dame im Osten Berlins zu gastieren, in einem, wie sie sagt „Kiez, in dem es an jeder Ecke entweder eine Kneipe oder einen Bioladen gibt, jeder ‘alternativ’ sein will und irgendwas mit Medien macht“.

Die Zeit war mir zu schade, als daß ich sie fürs Anstehen in einer Schlange vor irgendeiner Touristenattraktionen verschwendet hätte. Viel mehr sagt der Besuch lokaler Kneipen und Geschäfte etwas über die Gegenwart in der Spreeperle aus. Der Großteil der Menschen ist freundlich und hilfsbereit. Da wird einem hilflos wirkenden Mann, der ratlos vor einer Anzeigetafel der Tram steht, schon einmal geholfen und anschließend über das Stadtleben gesprochen.

Die Suppe wird nicht so heiß gegessen wie gekocht. Zumindest im Ostteil Berlins, so scheint es, gehen die Menschen ihren geregelten Tätigkeiten nach und wollen in Ruhe gelassen werden. Jene Bürger, die schon zu DDR-Zeiten die Parolen der Obrigkeit nicht sehr ernst nahmen, lassen sich auch jetzt nicht in ihrem Leben beirren.

Hinter der alternativen Attitüde wohnt das Sicherheitsbedürfnis des Bürgers

Freilich gehen fast 14 Jahre roter Senat nicht unmerklich vorüber. Ganz subtil schleichen sich die Indoktrinationsversuche der staatlich durchgefütterten Sozialingenieure dann doch im alltäglichen Leben ein. Da fällt auch das Kleingedruckte auf Werbeplakaten für Rockkonzerte auf, wo in hipper, englischer Sprache zu lesen ist: „Kein Platz für sexistisches (sic!), rassistisches oder jedes andere diskriminierende Verhalten!“ Was für ein langweiliges Konzert das sein muß.

Die Roten merkt man schließlich auch in der Wurstbude, wo neben den üblichen Flug- und Werbezetteln eine Broschüre der Landesstelle für Gleichbehandlung ausliegt – gegen Diskriminierung der Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen. Gleich auf der ersten Seite findet sich dort ein mahnender Test, der zeigen soll, wie diskriminierend die Berliner sind und wie viele Gesichter Diskriminierung angeblich hat. Wenn ein Unternehmer „einer transgeschlechtlichen Mitarbeiterin die Anrede ‘Frau’ verbietet“ oder sich eine Stellenanzeige „ausschließlich an Männer bis zum Alter von 50 Jahren“ richtet, sei das Diskriminierung.

Der Hauptstadt fehlt es an einem Maler wie Heinrich Zille, der seinerzeit den Bleistift locker hielt, mit einem unverfrorenen Stil und ohne ideologisch getönte Brille den Berliner Alltag karikierte. So mancher Politiker wäre erstaunt, gar enttäuscht über die Bodenständigkeit und Bürgerlichkeit des (Ost-)Berliners. Denn wie weit es mit dem Alternativsein her ist, zeigt sich an den bevorstehenden oder bereits zu Ende gehenden Ehen. Schlußendlich holen auch den alternativsten Berliner die menschliche Natur und das wohlige Sicherheitsgefühl des Bürgertums ein.

 

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