VERDEN. Der Prozeß um den Mord an Daniel S. könnte neu aufgerollt werden. Der junge Mann war im März 2013 im niedersächsischen Kirchweyhe brutal verprügelt worden und starb an den Folgen der Verletzungen. Der Täter Cihan A. wurde wegen Körperverletzung mit Todesfolge zu einer Jugendstrafe von fünf Jahren und neun Monaten Haft verurteilt. Nun fechten seine Anwälte das Urteil an.
Sie begründen dies mit Drohungen aus der rechtsextremen Szene gegen den Richter. „Für mich ist das Urteil kontaminiert“, sagte einer der Anwälte des Täters nach Angaben des Spiegels. „Wenn man im nachhinein von der Bedrohung hört, denkt man: Die hat gewirkt.“
Keine faire Verhandlung?
Eine faire Verhandlung gegen Cihan A. sei wegen der Bedrohungen nicht möglich gewesen, da die Verteidigung von diesen Drohungen erst zu spät erfahren habe. Andernfalls hätten sie Zeugen anders befragen und einen Befangenheitsantrag stellen können, argumentiert die Verteidigung. Nun muß der Bundesgerichtshof das Urteil prüfen. Laut Verteidigung sei allerdings frühestens im November mit einer Entscheidung zu rechnen.
Die Tötung von Daniel S. hatte für deutschlandweites Entsetzen gesorgt. Mit „menschenverachtendem Vernichtungswillen“ habe ihn Cihan A. „aus vollem Lauf heraus mit einer Sprungbewegung wie ein Kickboxer“ in den Rücken getreten, argumentierte die Staatsanwaltschaft. Daniel S. prallte gegen einen Bus. Auf das bewußtlos am Boden liegende Opfer wurde weiter eingetreten. Einen deutschfeindlichen Hintergrund der Bluttat schloß die Staatsanwaltschaft kategorisch aus. Auch von der Mordanklage rückte sie ab.
Trauerfeier unter Polizeischutz
Nach der Tat wurde Daniel S. von jungen Türken auf Facebook verhöhnt. „Ein Bastard Nazi weniger in weyhe, das ist ja suppii“, schrieb beispielsweise Ali E. und ein Hussein fügt hinzu: „Cihan hätte sich bestimmt nicht gedacht, daß das so schlimm endet. Es ist nur eure dreckige Art die uns zwingt mit euch sowas zu machen ihr Nazis.“ Daniel S. mußte unter Polizeischutz beerdigt werden, da Freunde von Cihan A. bereits die mit Blumen und Kerzen geschmückte Gedenkstätte am Tatort geschändet hatten und damit drohten, auch die Trauerfeier zu sprengen. (ho)