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Ebola-Epidemie: Bloß keine Panik?

Ebola-Epidemie: Bloß keine Panik?

Ebola-Epidemie: Bloß keine Panik?

Übung für Ebola-Helfer
Übung für Ebola-Helfer
Übung für Ebola-Helfer: Schlecht vorbereitete Behörden Foto: dpa
Ebola-Epidemie
 

Bloß keine Panik?

Die Ebola-Epidemie in Westafrika ist außer Kontrolle. In Deutschland dagegen reichen die Behörden die Frage nach entsprechenden Notfallplänen wie eine heiße Kartoffel untereinander weiter, nur um nicht „politisch unkorrekt“ dazustehen, wenn sie die Begriffe „Ebola“ und „afrikanische Einwanderer“ verknüpfen. Ein Kommentar von Michael Paulwitz.
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Die Ebola-Epidemie in Westafrika ist außer Kontrolle. Tausende sind schon gestorben, vielleicht mehr als zehntausend, ein Ende ist nicht abzusehen. Westliche Fachleute müssen zugeben, von der Entwicklung „überrascht“ worden zu sein – „unsere ursprünglichen Vorhersagen waren größtenteils falsch“, sagt der Marburger Virologe Hans-Dieter Klenk. 58 Prozent der Deutschen fürchten nach einer Meinungsumfrage einen Ebola-Ausbruch in Deutschland.

Berichte über Vorsichtsmaßnahmen an Flughäfen und über Notfalleinheiten in deutschen Krankenhäusern mit bester Ausstattung und trainiertem Personal sollen signalisieren: Kein Grund zur Sorge, alles im Griff. Nur ein Szenario wird dabei konsequent ausgespart: die mögliche Einschleppung des Ebola-Virus durch illegale Einwanderer, die auf dem Landweg nach Deutschland kommen. Das erhöht nicht gerade das Vertrauen in die Zuverlässigkeit der aktuellen Voraussagen, Beteuerungen und Beschwichtigungen.

Es kommen nicht die Ärmsten

Für das Bundespolizeipräsidium immerhin ist es „nicht ausgeschlossen, daß an Ebola erkrankte Personen über die zahlreichen Schleusungs- und Migrationsrouten Deutschland erreichen“. Wie auch: Wenn selbst in den USA ein Infizierter unbemerkt durch die engmaschigen Flughafenkontrollen gelangen kann, warum nicht illegale Einwanderer, bei denen es oft genug Zufallssache ist, ob sie während ihrer Reise überhaupt kontrolliert werden? Die nach der Landung in Europa oft genug untertauchen, in Zügen und Kleintransportern nach Deutschland zu kommen versuchen, über Zwischenstationen und Bahnhöfe, an denen es – anders als in Flughäfen – keine Vorsichtsmaßnahmen und kein medizinisch geschultes Personal gibt?

„Möglich, aber nicht wahrscheinlich“ sei es, daß ein Träger des Ebola-Virus auf diesem Wege nach Deutschland kommt, meint der Würzburger Tropenmediziner August Stich. Seine Gründe sind plausibel, aber letztlich auch spekulativ: Ein Infizierter sei schon nach ein bis drei Wochen zu schwach zum Weiterreisen, die illegalen Immigranten seien aber oft Monate unterwegs – weiß er, ob solche Zeitangaben stimmen? Es sind ja nicht die Ärmsten, die sich für drei- bis dreißigtausend Dollar nach Europa schleusen lassen.

Unzureichend auf den Ernstfall vorbereitet

Das Virus werde auch nicht durch die Luft übertragen, sondern durch den Kontakt mit Körperflüssigkeiten, und Immigrationswillige, die schnell weiterwollten, würden einander nicht pflegen wie Familienangehörige – woher aber will ein deutscher Chefarzt wissen, was auf engen Booten und in überfüllten Fahrzeugen und Unterkünften tatsächlich vorgeht?

Unwahrscheinlich heißt eben nicht unmöglich. Daß bisher noch kein Ebola-Fall unter illegalen Immigranten aus Afrika aufgetreten ist, heißt nicht, daß das so bleibt. Tritt dieser Ernstfall ein, gilt es eine Reihe kritischer Faktoren zu bewältigen, angefangen mit der nahezu aussichtslosen Ermittlung sämtlicher Kontaktpersonen des Infizierten. Die bundesweit acht Ebola-Isolierstationen mit insgesamt 50 Betten könnten im Fall der Fälle schneller ausgelastet sein als angenommen.

Die Verdränger und Verharmloser sind die wahren Panikmacher

Aus gutem Grund wird deshalb in den Niederlanden jeder fieberkranke Asylbewerber routinemäßig auf Ebola untersucht, hat Großbritannien kürzlich in einer landesweiten Katastrophenübung getestet, ob Krankenhäuser und Ärzte auf einen möglichen Ebola-Ausbruch vorbereitet sind. In Deutschland dagegen reichen die Behörden die Frage nach entsprechenden Notfallplänen wie eine heiße Kartoffel untereinander weiter, nur um nicht „politisch unkorrekt“ dazustehen, wenn sie die Begriffe „Ebola“ und „afrikanische Einwanderer“ verknüpfen.

Bloß keine Panik schüren, ist offenbar die Parole. Die Panik deutscher Behördenvertreter vor der medialen Macht von Asyllobby und Migrationsindustrie scheint allerdings noch größer als jede Sorge wegen eines möglichen Ebola-Ausbruchs. Wenige Dinge beunruhigen mitdenkende Bürger freilich mehr als Risiken und Probleme, die offen zutage liegen, aber aus Feigheit unter den Teppich gekehrt werden, statt sich nüchtern und sachlich darauf vorzubereiten. Es bleibt dabei: Die Verdränger und Verharmloser sind die wahren Panikmacher.

Übung für Ebola-Helfer: Schlecht vorbereitete Behörden Foto: dpa
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