Vor 175 Jahren wurde Alfred von Tirpitz, der Schöpfer der deutschen Hochseeflotte, geboren. Diese war entgegen überholter Historikeransicht nie eine Gefahr für die Royal Navy – was sie auch nicht sein sollte. Tirpitz verfolgte ein anderes Ziel.
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Das Narrativ, der Aufbau der deutschen Hochseeflotte sei der Grundstein für die Rivalitäten gewesen, die in den 1. Weltkrieg mündeten, ist Teil des alliierten Narrativs über den Ersten Weltkrieg, welches nach 1945 ebenso verbindlich für die Deutschen wurde wie alle Erzählungen über den Zweiten Weltkrieg. Dazu zählt auch die Beurteilung von Tirpitz. Am Ende hat sich dieses Narrativ tief in die deutsche Gesellschaft gefressen, nämlich daß Deutschland gar KEIN RECHT hat, wie andere Nationen auch Interessen zu vertreten und durchzusetzen. Das gesamte prorussische Narrativ in diesen Tagen hängt daran, erkennbar in russizistischen Haltungen am Rande des Landesverrats a la Kotré oder Chrupalla. Der Kreis schließt sich sozusagen, und immer ist die Verachtung für die deutsche Nation der Deutschen selbst, die am Anfang von allem steht
Ein hervorragend recherchierter Kommentar. Kein Land konnte weniger an dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges interessiert sein als das Deutsche Reich, welches nach der zutreffenden Aussage von Bismarck saturiert war. Der törichte Fehler, der der dem deutschen Kaiser unterlief, war die Nibelungentreue zu Österreich-Ungarn, wodurch dieses ermuntert wurde, Serbien den Krieg zu erklären, obgleich aufgrund der Bündnissysteme die Folgen vorhersehbar waren. Der zweite Fehler scheint mir der Schlieffen-Plan gewesen zu sein. Was wäre gewesen, wenn Deutschland sich neutral verhalten hätte? Jeder Angriffskrieg gegen Deutschland hätte den Angreifer als Verbrecher dastehen lassen.
Was lernen wir aus der Geschichte? Wahrscheinlich wieder einmal nichts, wenn deutsche Politiker für Deutschland eine Vorbildfunktion beanspruchen, z.B. in Form der Klimaneutralität und dem Beharren, der Ukraine ebenso einen Blankoscheck auszustellen.
Dafür sollen wir nach Ihrer Diktion doch den Russen einen Blankoscheck ausstellen und ihre Interessen zu unseren machen. Wo ist der Unterschied?
Welchen Kommentar kommentieren Sie denn? Der von Lawrentij1953 ist es ja offensichtlich nicht.
Ich schließe mich Ihrer Minung im Wesentlichen an. In seinem Buch „Erinnerungen“, das ich mit großem Interesse gelesen habe, erläutert Tirpitz einen wichtigen Zweck für den Aufbau der Flotte, nämlich die Bündnsfähigkeit des Deutschen Reiches. Zum Ausbruch des 1. WK: Russland mobilisierte gegen das Deutsche Reich, eben nicht nur gegen Österreich. Den Deutschen blieb aus Gründen der Sicherheit nichts anderes übrig, als ebenso zu mobilisieren. Mit Österreich hatte das überhaupt nichts zu tun. Die Russen kamen dann auch auf deutschen Boden (als einzige Feindmacht), wurden dann aber bei Tannenberg zurückgeschlagen. Tirpitz, dem im Krieg der Oberbefehl über die Flotte entzogen war, war für einen Schlag gegen die britische und für den uneingeschränkten U-Bootkrieg, der jedoch viel zu spät aufgenommen wurde, um noch nennenswerte Erfolge erzielen zu können. Auch Kapitän Rosskill beschreibt das sehr anschaulich (The War at See). Die romantisch-naiven Deutschen versprachen sich von nicht voll gegen England eingesetzten Möglichkeiten, namentlich beim U-Boot-Krieg, eine mildere Behandlung im Fall einer Niederlage.
Man sprach nicht von einem „Krieg“ gegen Serbien, sondern von einem „schnellen fait accompli“, also einem Vergeltungsschlag, wie man heute sagen würde.
Vergeltung für den Terroranschlag von Sarajewo.
So wie Israel jeden Angriff aus dem Gaza-Streifen vergilt.
Wenn der US-Vizepräsident durch den kubanischen Geheimdienst ermordet werden würde, nähmen die USA wohl auch das Recht für sich in Anspruch, diesen Affront nicht unbeantwortet zu lassen.
Auch die Anschläge vom 11. September zogen bekanntlich kriegerische Konsequenzen nach sich.
1911 fiel Italien ins Osmanische Reich ein, um ihm Libyen zu entreißen.
Einfach so!
Einen Weltkrieg hatte das nicht zur Folge.
Jüngst hat Rußland die Ukraine überfallen.
Ein Weltkrieg ist bislang ausgeblieben.
-> Ebenso bestand 1914 keinerlei Zwangsläufigkeit seitens der Entente, eine der vielen Balkan-Händel zu einem Weltkrieg hoch zu eskalieren.
Es war ein abgekartetes Spiel zwischen Rußland und Frankreich, mit Großbritannien als Zünglein an der Waage, um gegen die aufstrebenden Staaten Mitteleuropas vorzugehen.
Zum Glück liegt dieses alte deutsche Trauma eines russisch-westlichen Bündnisses gegen Mitteleuropa heute in weiter Ferne.
Nach der Neufassung des Traditionserlasses der Bundeswehr unter Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU), ließ der damalige Inspekteurs der Marine, Vizeadmiral Kay-Achim Schönbach (CDU), im voraus eilenden Gehorsam den „Tirpitzhafen“ und die „Tirpitzmole“ in „Marinestützpunkt Kiel-Wik“ umbenennen.
Die Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) schmiss den Vizeadmiral wegen politischer Äußerungen über Putin und einen möglichen russischen Einmarsch in der Ukraine 2022 aus der Marine raus. Seit 2024 ist Schönbach stellvertretender Bundesvorsitzender der Partei Werteunion. Werteunion? Welche Werte? Wenn es schon keine militärischen Tugenden mehr gibt in der Marine, so gibt es doch noch eine Gerechtigkeit. Speichel lecken lohnt sich nicht.
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