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Vortrag zur Roten Armee: „Krieg wird mit dem Geldbeutel entschieden“

Vortrag zur Roten Armee: „Krieg wird mit dem Geldbeutel entschieden“

Vortrag zur Roten Armee: „Krieg wird mit dem Geldbeutel entschieden“

Stalin während einer Rede in Moskau 1937: Ist der Finnland Krieg vergleichbar mit dem Angriff auf die Ukraine? Foto: picture-alliance / akg-images | akg-images
Stalin während einer Rede in Moskau 1937: Ist der Finnland Krieg vergleichbar mit dem Angriff auf die Ukraine? Foto: picture-alliance / akg-images | akg-images
Stalin während einer Rede in Moskau 1937: Ist der Finnland Krieg vergleichbar mit dem Angriff auf die Ukraine? Foto: picture-alliance / akg-images | akg-images
Vortrag zur Roten Armee
 

„Krieg wird mit dem Geldbeutel entschieden“

Ist der Finnland-Feldzug der Roten Armee im Zweiten Weltkrieg mit dem heutigen Ukraine-Krieg vergleichbar? Wie liefen die stalinistischen Säuberungen in der Sowjetarmee eigentlich ab? Darum ging es am Dienstag in Berlin in der Gedenkbibliothek zu Ehren der Kommunismus-Opfer.
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Wer den aktuellen Krieg in der Ukraine verstehen will, tut gut daran, die Geschichte der Region zu kennen. Denn obwohl ein Ereignis niemals exakt dem anderen gleicht, gibt es doch interessante Parallelen zwischen Stalin und Putin, zwischen der heutigen Ukraine und dem sowjetisch-finnischen Winterkrieg vergangener Tage. Das ist die Essenz eines Vortrags in der Berliner Gedenkbibliothek zu Ehren der Opfer des Kommunismus in Berlin.

Im gut besuchten Keller des Gebäudes referierte Hanno Schult von der Gesellschaft für Osteuropakunde über die Greuel des stalinistischen Terrors. Im Raum herrschte eine beinahe beklommene Stille als der Sprecher über den Höhepunkt der Säuberungen innerhalb der Roten Armee zwischen 1937 und 1940 sprach, als „der Stählerne“, gemeint ist Josef Stalin, hunderte hochrangige Spione und militärische Würdenträger degradieren, einsperren und erschießen ließ.

Paranoia ist kein guter Ratgeber

Mit zunehmender politischer Macht und je größer der Militär,- und Geheimdienstapparat im Sowjetreich geworden war, wuchs auch Stalins Furcht vor Intrigen. Selbst langjährige Weggefährten und Kameraden der ersten Stunde waren nicht sicher vor dem Verfolgungswahn des Despoten.

Bildhaft beschreibt Osteuropa-Experte Schult, was Verdächtigten selbst bei kleinsten Vorwürfen der Illoyalität blühen konnte und zieht einen Vergleich zum heutigen Rußland: Nach der aus Kreml-Sicht bitter enttäuschenden Niederlage von Charkiw soll Putin, auf der Suche nach Sündenböcken, einige hochrangige Kommandeure entlassen haben. Mutmaßlich befinden sich manche von ihnen bereits in sibirischen Straflagern, glaubt Schult.

„Tradition der physischen Gewalt“

Schon im Zweiten Weltkrieg klafften Außendarstellung und Wirklichkeit der Roten Armee auseinander. Chronisch unterernährte Soldaten konnten oftmals nur durch die wachsamen Augen der allseits gefürchteten Politkommissare vom Desertieren abgehalten werden. Eroberte Gebiete wurden nicht selten des bloßen physischen Überlebens Willen geplündert. Versorgungsketten waren, wie auch beim heutigen Ukraine-Feldzug ständig durch schlechte innere Organisation und die widrige Wetterlage gefährde, referiert der Osteuropa-Experte.

Einladung zur Veranstaltung in der Gedenkbibliothek
Einladung zur Veranstaltung in der Gedenkbibliothek

Ein Gast stellte im Anschluß die Frage, wie die Sowjetunion trotz dieser prekären Zustände den „Großen Vaterländischen Krieg“ überhaupt gewinnen konnte. Schult, der über Jahre Primärquellen in Originalsprache analysiert hatte, erwiderte: Zum einen sorgte ein „Klima der Angst“ vom Kommandeur bis hin zum kleinen Fußsoldaten dafür, daß um jeden Preis nach vorne marschiert wurde, den gnadenlosen Geheimdienst stets im Rücken. Zum anderen verwies der Referent auf die schiere Größe des sowjetischen Imperiums, welches es erlaubt habe, kurzen Prozeß mit vermeintlichen Verrätern zu machen und dennoch quantitativ gut gerüstet zu sein. Sowjetrußland habe eine „Tradition der physischen Gewalt“, gab Schult zu bedenken.

„Krieg wird mit dem Geldbeutel entschieden“

Eine Prognose, wie das Blutvergießen in der Ukraine enden könnte, wagte Schult mit Blick auf den Verlauf des Finnlandkrieges zwischen November 1939 und März 1940. Damals war Rußland der finnischen Armee militärisch stark überlegen, doch habe es nicht mit dem Kampfeswillen der Finnen gerechnet. Nachschub an Lebensmitteln und Rüstung war teuer, gleiches galt für Finnland: „Krieg wird mit dem Geldbeutel entschieden.“

Der Konflikt endete nach wenigen Monaten mit einem Kompromiß, der beide Regierungen gesichtswahrend davonkommen ließ, ohne sich finanziell zu ruinieren. Finnland trat einige Gebiete an die Sowjetunion ab, diese zog sich im Austausch zurück und beide Seiten konnten dies der eigenen Bevölkerung als Sieg verkaufen, erläutert der Redner.

Zwischen der Ukraine und Rußland würde sich der heutige Konflikt also danach entscheiden, wem zuerst das Geld ausgeht. Denn auch der Westen, so die Einschätzung des kundigen Referenten, könne die Ukraine nicht über Jahre finanzieren, ohne starken eigenen Schaden zu nehmen.

Stalin während einer Rede in Moskau 1937: Ist der Finnland Krieg vergleichbar mit dem Angriff auf die Ukraine? Foto: picture-alliance / akg-images | akg-images
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