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Sprengung Helgolands 1947: Big Bang auf der roten Insel

Sprengung Helgolands 1947: Big Bang auf der roten Insel

Sprengung Helgolands 1947: Big Bang auf der roten Insel

Helgoland nach der Explosion im Jahre 1947 Foto: picture alliance / Jochen Blume | Jochen Blume
Helgoland nach der Explosion im Jahre 1947 Foto: picture alliance / Jochen Blume | Jochen Blume
Helgoland nach der Explosion im Jahre 1947 Foto: picture alliance / Jochen Blume | Jochen Blume
Sprengung Helgolands 1947
 

Big Bang auf der roten Insel

Nach der deutschen Niederlage im Zweiten Weltkrieg versuchten die Briten, alte Munitionsbestände durch eine gewaltige Sprengung auf der Insel Helgoland zu „entsorgen“. Ein Krater erinnert heute noch an den wahnwitzigen Plan – die Insel steht trotzdem noch.
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Im Jahre 1890 erwarb das Deutsche Kaiserreich die zu Großbritannien gehörende Doppelinsel Helgoland/Düne im Tausch gegen einige Protektorate in Ostafrika. Anschließend entstand auf Helgoland ein Marinestützpunkt. Dieser sollte gemäß der Bestimmungen des Versailler Vertrages nach dem Ersten Weltkrieg geschleift werden, was aber nicht vollständig geschah.

1938 begann im Rahmen des Projekts Hummerschere der Ausbau zu einer Basis für die Kriegsmarine mit Artillerie-Batterien, ausgedehnten Luftschutzbunkern von über 13 Kilometern Länge, einem Flugplatz für die Jägerstaffel Helgoland und dem U-Boot-Bunker Nordsee III am Südhafen, der drei „Grauen Wölfen“ gleichzeitig Platz bieten konnte.

Briten wollten Helgoland nach dem Krieg sprengen

Die Briten bombardierten Helgoland mehrmals zwischen dem 3. Dezember 1939 und dem 19. April 1945. Nach dem letzten Angriff mußte die Zivilbevölkerung die Insel verlassen, auf der dann am 11. Mai 1945 britische Truppen landeten und ein Übungsgebiet für die Royal Air Force einrichteten.

Später faßten die Besatzer den Entschluß, die deutschen Bunkeranlagen auf Helgoland zu zerstören, um eine künftige militärische Nutzung der Insel unmöglich zu machen und zugleich überzählige Munition zu „entsorgen“, wobei sie billigend in Kauf nahmen, daß der „Big Bang“ den Sandsteinfelsen im Meer zerriß.

Im Frühjahr 1947 stapelten Angehörige der Royal Navy unter dem Kommando von Lieutenant T. F. Woosnam 4.000 Torpedoköpfe, knapp 9.000 Wasserbomben und über 91.000 Granaten im Bunker Nordsee III und den angrenzenden Tunnelsystemen.

Der „Kringel“ erinnert heute noch an die Explosion

Die Sprengung der Munition erfolgte am 18. April 1947 durch Commissioned Gunner E. C. Jellis an Bord des Kabellegers „HMS Lasso“ aus etwa 17 Kilometern Entfernung über einen auf dem Meeresgrund installierten Zünddraht, während zwanzig Journalisten das Geschehen vom Dampfer „Danzig“ aus verfolgten.

Nach einer kleineren vorausgehenden Explosion zum Verscheuchen der zahlreichen Seevögel auf Helgoland erfolgte um genau 13 Uhr Ortszeit die eigentliche Detonation der 6,7 Kilotonnen Sprengstoff. Hierbei handelte es sich um die größte absichtlich von Menschen herbeigeführte nichtnukleare Explosion aller Zeiten. Zum Vergleich: Die Sprengkraft der Atombombe von Hiroshima lag bei rund 13 Kilotonnen.

Der Rauchpilz des „Big Bang“ auf Helgoland stieg neun Kilometer in die Höhe, und die Erschütterungen infolge der Detonation waren noch im etwa 70 Kilometer entfernten Cuxhaven zu spüren. Dennoch blieb die Insel erhalten, obgleich sie nun an der Südseite einen gewaltigen Krater namens Kringel aufwies.

Im Dezember 1949 forderte der Deutsche Bundestag die Bundesregierung einstimmig dazu auf, bei den Alliierten eine Rückkehr der Helgoländer auf ihre Insel zu erwirken. Doch die Bemühungen blieben erfolglos. Erst als René Leudesdorff und Georg von Hatzfeld auf Helgoland im Dezember 1950 die deutsche Fahne hißten und später von weiteren 16 „Inselbesetzern“ unterstützt wurden, erregte die friedliche Aktion internationale Aufmerksamkeit. Großbritannien gab darauf Helgoland am 1. März 1952 an die Bundesrepublik zurück.

JF 16/22

Helgoland nach der Explosion im Jahre 1947 Foto: picture alliance / Jochen Blume | Jochen Blume
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