150 Jahre Friede von Frankfurt: Elsaß-Lothringen: Sehnsucht nach den blauen Gipfeln der Vogesen

Frankreichs Sehnsuchtsland Elsaß-Lothringen: Illustration aus einem französischen Kinderbuch um 1910 Foto: picture-alliance / akg-images | akg-images

150 Jahre Friede von Frankfurt

Elsaß-Lothringen: Sehnsucht nach den blauen Gipfeln der Vogesen

Geschichte

08. Mai 2021

Autor: Karlheinz Weißmann

8 Kommentare

Nach dem Sieg im deutsch-französischen Krieg wurde Elsaß-Lothringen ein Teil des neu entstandenen Deutschen Reiches. Doch das geschlagene Frankreich ließ sein verlorenes Territorium nie aus dem Blick. Der Wunsch nach Revanche blieb über Jahrzehnte lebendig.

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Kommentare

Gottfried Hermann Spieth sagt:

10. Mai 2021 um 9:54 Uhr

Danke, Herr Weißmann! Ausgerechnet am 8. Mai haben SIe diesen Artikel plaziert. Damit erinnern Sie an die enormen, derzeit allerdings brachliegenden Lebensenergien des deutschen Volkes. Zwar hat der Sieg der Westmächte im ersten und zweiten Weltkrieg Elsaß-Lothringen von seinem Mutterland gelöst. Dazu passt, dass seit 1949 die BRD und seit 1990 sagar ganz Deutschland westlich orientiert sind. In einer bestimmten weltgeschichtlichen Stunde mag das der einzig gangbare Weg sein. Deshalb regt sich niemand mehr auf, dass Elsaß-Lothringen fast vollständig romanisiert ist. Aber die Geschichte macht überraschende Wendungen. Wer sagt, dass die Westmächte auf ewig den Globus beherrschen? Vergessen wir nicht die Konvention von Tauroggen am 30. September 1812. Damals wurde unser Land schon einmal aus westlicher Vormundschaf befreit. Von Tauroggen zum Frankfurter Frieden am 10. Mai 1871 führt ein direkter Weg. Das künftige Tauroggen liegt vermutlich in Mittelasien, an einem Ort der neu entstehenden Seidenstraße. Ob von dort dann wieder ein direkter Weg zu einem neuen Frankfurter Frieden führt? Dann werden die europäischen Karten neu gemischt. Ich warte darauf.
Diogenes sagt:

9. Mai 2021 um 23:39 Uhr

„Diese im Grunde schon(!) seit dem Untergang der Staufer verfolgte Linie hatte dazu geführt, daß Frankreich immer stärker auf den Westen des Reiches ausgriff …“
Die „Rheingrenze“ …

Ich sehe da eine Konstante der Menschheitsgeschichte: Die Völker streben nach der Vergrößerung ihres Biotops.
Und immer wieder, d.h. „wenn’s grad günstig ist“, greifen sie zu militärischen Mitteln, also Krieg in seinen vielfältigen Varianten.

Wie sollten denn die Franzosen ihr Biotop (so nennen es die Naturwissenschaftler, alle anderen nennen es Vaterland) vergrößern, wenn nicht „im Osten“.
Im Westen und Norden ist Lebensraum nur für Fische. Im Süden zunächst die Pyrenäen, dahinter nur begrenztes Potential. Im Südosten … wieder Meer.
Jedoch „in Übersee“. Frankreich hat (im Unterschied zu D) eine lange Küstenlinie und den „Blick auf’s Meer“.

Warum expandieren die Völker?
Weil alle Völker wachsende Völker waren (erst „die Pille“ hat das für einige wenige Völker der Welt, darunter wir heutigen(!) Deutschen, geändert). Mehr Köpfe brauchen mehr Lebensraum.

Vor diesem Hintergrund ergibt sich, wie verlogen die Behauptung ist, „Lebensraum im Osten“ sei eine Erfindung allein der bösen Deutschen.
Frantz57 sagt:

9. Mai 2021 um 22:29 Uhr

Lieber Herr Weißmann,
Danke für die gelungene Darstellung des „Bismarckschen“ Standpunktes.
Vielleicht noch ein wesentlicher Aspekt der Fragestellung: das Land war damals katholisch (die katholischen Geistlichen sind im Bild der Abgeordneten deutlich zu erkennen). So wenig wie zB die Bayern konnten sich die Elsässer und Lothringer für die protestantischen Preußen und das „Gendarmentum“ begeistern. Die eher glimpflichen Sticheleien von Hansi sind auch in diesem Sinne zu verstehen.

Ja, die 1871 gestellte Frage bleibt sehr aktuell: reicht es als Kriterium, die deutsche Sprache zu können, um jemand als Deutscher definieren zu können? Macht die französische Sprache den Franzosen?
Elsässer und „Deutsch“Lothringer waren seit der französischen Revolution, trotz deutscher Zunge, eher stolz auf ihre Zugehörigkeit zu Frankreich, damals noch „grande Nation“ wo auf der anderen Seite des Rheins nur Kleinstaaterei zu beobachten war . Wie das Wort von Napoleon hieß: der Elsässer Kleber hat „auf deutsch geredet aber auf französisch gesäbelt“.
Die d. Kaiserzeit ist mittlerw in E.-L. zum positivsten verklärt, Straßburg und Metz sind sehr stolz auf ihre Jugendstilbauten der „kaiserlichen Viertel“.
Fritz aus Fritzlar sagt:

9. Mai 2021 um 10:21 Uhr

Eine wehmütig stimmende Erinnerung an die wichtigste deutsche Kulturprovinz des Mittelalters und der frühen Neuzeit. Was ist hier nicht alles an Kunst, Architektur, Literatur und Technik geschaffen worden! Das Elsaß war noch ein Zentrum des kulturellen Aufschwungs im Zusammenhang mit der Reformation, die ja im Grunde eine deutsche Revolution war, bevor die französischen Räuber sich seiner bemächtigten. Es ist durch und durch deutsch geprägt. Goethe widmete sein Werk „Von deutscher Baukunst“ dem Baumeister des Straßburger Münsters Erwin von Steinbach. Für ihn war dieses grandiose Bauwerk fraglos ein Denkmal deutscher – im Gegensatz zu welscher – Architektur. Noch Napoleon III. bezeichnete Deutsch als zweite Sprache seines Kaiserreichs, weil diese für 1,5 Millionen Menschen die Muttersprache sei. Inzwischen haben es die Franzosen mit administrativem Druck und gesellschaftlicher Ächtung geschafft, das Elsaß mit seinen Bewohnern zu verwelschen. Dabei stamm t der Name „Allemagne“ ausgerechnet von jenen Alemannen, die auch das Elsaß bevölkern. Bismarck berichtet in seinen Erinnerungen ganz zu Anfang, ihn habe schon als Studenten der französische Besitz von Straßburg geärgert.
Veronika BatzJevec sagt:

8. Mai 2021 um 23:46 Uhr

Bismarcks Vision das Elsass für Deutschland zu gewinnen konnte sich tragischer Weise nicht erfüllen. Ein wunderschönes Stück Erde situiert inmitten der Vogesen schien mir, bei einer Exkursion dorthin, sich östlich nach Deutschland hinzu wünschen.
Die weltlichen Turbulenzen, das Tauziehen das sich über 150 Jahre hinstreckte, endete mit dem verlorenen 1. Weltkrieg…? Die Agony des Schicksals ist analog mit Matthias Grünewald’s “Dreiteiligen Altar (Triptychon) zu Isenheim.” Es IST sein Meisterwerk, groß, die Leidensgeschichte Jesus in ihrer Tragik, die der Mutter Maria und den Freunden Christi, in tief einwirkenden Farben dargestellt, lassen bewusst werden wie höllisch, oder schmerzhaft – tragisch das Geschehen auf Erden sei. Colmar, also der Ort in der Nähe des Museums, hält sich für ( bereichert, fortunate, des großen Künstler‘s Erbe zu beherbergen. Wie innig diese Liebe zur Kunst und zum Künstler, so schien mir, das leidenschaftliche Zugehörigkeit Gefühl zu Deutschland noch vorhanden gewesen zu sein. Die Menschen in Colmar, Elsass, denen ich in jenen Tagen (Hotel, Gastwirtschaft, auf dem Weg) begegnete gaben mir ein restauratives Gefühl DEUTSCH zu sein.
Beyond Clemenceau….
1. jodibel sagt:
  
  9. Mai 2021 um 9:43 Uhr
  
  … und wie lange ist das bereits her ?
  
  jodibel
dr. faust sagt:

8. Mai 2021 um 21:15 Uhr

Dr. Weißmann , Danke für Ihre profunde Darstellung !
Der Gipfel ist die nachgewiesene, mehrheitlich in dieser Deutschen Region
gelebte Deutsche Mundart .

Deutsch und Dialekt sprechende Elsässer und Lothringer
wehren sich seit Jahren landauf, landab gegen die ihnen von Paris verordnete
„Region Grand Est“,
die m. E. auch als Brechstange gegen die Deutsche Herkunft und Abstammung
zu verstehen ist .

Dass dieser Kinderbuch-Illustrator „Hansi“ ein Deutschenhasser war,
ist auch sonnenklar.
1. Frantz57 sagt:
  
  9. Mai 2021 um 23:47 Uhr
  
  Dr Faust, richtig, Paris hat partout drauf geachtet, dass aus Region Elsass und Region Lothringen, keine neue Region Elsass-Lothringen entsteht, (und daher noch die Champagne dazu addiert). das hätte an eine komplizierte Vergangenheit erinnern können, und weder Komplexität noch Vergangenheitskenntnis sind heute in Frankreich gewünscht. Wie in anderen Ländern, es soll lieber englisch gelernt werden.
  
  Hansi hat seine Heimat geliebt, er hat sich nun sehr ungern von Berlin diktieren lassen, was er zu denken hatte („Groß Berlin ist die größte Stadt der Welt“), und dafür Frankreich idealisiert. Heute noch kann Berlin beim selbstgerechten diktieren sehr plump sein.
  Frankreich hat sich für so viel Liebe bedankt und in E.L. den Kindern die Muttersprache verboten. Wer beim Dialekt sprechen auf dem Schulhof erwischt wurde, wurde bestraft. Kinder sollten andere Kinder denunzieren. Bis in die 70ger.