Inzwischen sind mehr als eine halbe Million Personen mit Sars-CoV-2 verstorben und über zehn Millionen Menschen sind seit dem Ausbruch positiv getestet worden. Ein Viertel der Infektionen wurde aus den USA gemeldet, wo sich die Pandemie weiter rasch ausbreitet und auch die meisten Opfer zu beklagen sind. Die Zahl der Infektionen steigt vor allem in den südlichen Bundesstaaten wie Florida, Texas, Kalifornien und Arizona mit doppelt so vielen Fällen wie vor zwei Wochen. Im republikanischen Texas wurde die Maskenpflicht wieder eingeführt und ein Versammlungsverbot für Treffen mit mehr als zehn Teilnehmern; dies gilt seit zwei Wochen schon im von den Demokraten geführten Kalifornien.
Präsident Trump begründet den Anstieg der Fallzahlen mit der Ausweitung der Tests. In absoluten Zahlen testen die USA tatsächlich so viel wie kaum ein anderes Land. Allerdings stieg die Rate der positiv Getesteten beispielsweise in Florida von weniger als drei Prozent auf zwölf Prozent an und in Texas von weniger als fünf Prozent auf mehr als zehn Prozent. In Bundesstaaten wie New York oder Rhode Island wurden auch die Testkapazitäten gesteigert, jedoch sinkt Zahl der Neuinfektionen dort seit Wochen. New York befindet sich in der zweiten Phase seiner Wiederöffnung und ist wie New Jersey und Michigan im mittleren Westen mit Detroit, der größten Stadt des Staates, in einer Situation sinkender Fallzahlen.
Auch haben sich die amerikanischen Bundesstaaten auf die Herausforderungen der Krankheit eingestellt. Die Zahl der Intensivbetten wurde erhöht und Beatmungsgeräte angeschafft. Damit konnte die Anzahl der täglichen Todesfälle deutlich reduziert werden. Allerdings reichen die auf Freiwilligkeit basierenden Richtlinien in den südlichen US-Staaten nicht aus, um die Gesundheit der Menschen zu schützen, hieß es in einem offenen Brief, der unter anderem vom Vorstandsvorsitzenden der US-Handelskammer unterzeichnet wurde. Ohne weitere Maßnahmen zur Eindämmung der Virusausbreitung drohe Amerika eine „weitere Runde an Shutdowns, weitreichenden Beschränkungen für nicht essenzielle Betriebe und irreparablen wirtschaftlichen Schäden“.
Bayern will Test für alle einführen
Einen absurden Mangel an Disziplin zeigten laut Medienberichten Studenten im US-Bundesstaat Alabama, welche Corona-Partys gefeiert haben sollen, um sich bewußt mit dem Virus anzustecken. Die Organisatoren der Partys hätten Gäste eingeladen, die zuvor positiv auf das Virus getestet worden seien. Dann hätten die Studenten Geld in einen Topf geworfen. Wer zuerst an COVID-19 erkrankte, bekam das Bargeld als Gewinn.
Bayern will als erstes Bundesland Corona-Tests für alle einführen – auch für Menschen ohne Symptome und ohne besonders hohes Infektionsrisiko. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) kritisierte das Vorgehen. Warum man sich nicht frühzeitig Norwegen zum Vorbild nahm, welches die Pandemie meisterlich überstand, ist kaum erklärbar. Norwegen testete sehr früh und intensiv, beispielsweise schon zu Beginn der Pandemie alle Rückkehrer aus Risikogebieten. Während in Deutschland noch wochenlang Reisende aus China, Italien und dem Iran ohne jede Kontrolle ins Land gelassen wurden, testete Norwegen sogar heimkehrende Skifahrer aus Österreich und Italien. Während Deutschland monatelang an seiner Bewegungsprofil-App bastelte, konnte Norwegen diese schon mit Erfolg seit Mitte April freischalten.
Daß es sich bei COVID-19 nicht um eine klassische Lungenentzündung wie bei einer Grippe handelt, wird immer deutlicher. Bei Patienten mit schweren Verläufen treten Erkrankungen des zentralen Nervensystems, des Rückenmarks oder der Gefäße auf. Es wurde auch von vorübergehenden Querschnittslähmungen oder auch Organversagen von Niere und Leber berichtet. Laut den Obduktionsergebnissen von COVID-19-Toten des Hamburger Rechtsmediziners Klaus Püschel und Alexandar Tzankov aus Basel wiesen alle Verstorbenen Vorerkrankungen wie einen überstandenen Herzinfarkt, Bluthochdruck, Diabetes, Arteriosklerose, oder Schäden an anderen Organen, wie an den Nieren oder der Leber auf.
Corona-Tote weisen Vorerkrankungen auf
Ein Großteil der Patienten hatte ein deutliches Übergewicht. Viele der Verstorbenen wiesen schwere Störungen der Mikrozirkulation der Lunge auf, was die Schwierigkeiten bei der Beatmung von COVID-19-Patienten auf den Intensivstationen erklärt. „Man kann dem Patienten so viel Sauerstoff geben, wie man will, der wird dann einfach nicht mehr weiter transportiert“, sagte der Hamburger Pathologe, der die Untersuchungen entgegen dem vom Robert-Koch-Institut (RKI) ausgesprochenen Obduktionsverbot unternahm.
Bei einigen COVID-19 Erkrankten wird von einem Auf und Ab von starkem Krankheitsgefühl, Erschöpfung, Abgeschlagenheit, Magenverstimmung, Ohrgeräuschen, nadelstichartigen Empfindungen auf der Haut, Schmerzen in verschiedenen Körperregionen, Schwindel, Atemlosigkeit und Gelenkschmerzen berichtet. Vermehrt melden sich Personen, die nach einer Infektion mit Sars-Cov-2 nicht mehr ihre alte Form erreichen und möglicherweise an einem chronischen Erschöpfungssyndrom leiden. Auslöser eines chronischen Erschöpfungssyndroms können auch andere virale und bakterielle Infektionen sein wie das Pfeiffersche Drüsenfieber oder die Borreliose. Gemäß Hochrechnungen des American Institute of Medicine sind insgesamt rund 0,2% der Bevölkerung plus einer beträchtlichen Dunkelziffer von dieser neuroimmunologischen Störung betroffen.
Die Corona-bedingten Erkrankungsbilder kommen aber nicht ganz unerwartet – auch Grippeviren schädigen das Herz-Kreislauf-System und führen zu Herzmuskelentzündungen, Herzrhythmusstörungen, Herzinsuffizienz mit verminderter Pumpleistung oder einem Kreislaufschock. Auch eine Beteiligung des Magen-Darm Traktes und des zentralen Nervensystems (Hirnhautentzündung, Gehirnentzündung) wird beobachtet. Da Influenza-Viren grundsätzlich jedes Organ schädigen können, sind auch Symptome wie Leberschwellung, Leibschmerzen, Durchfälle oder Erbrechen möglich. Interessanterweise findet selbst eine Grippewelle wie die 2017/18 mit rund 20.000 Todesopfern in Deutschland samt den Langzeitschäden bei schwer erkrankten Personen im Gegensatz zu COVID-19 kein größeres mediales Interesse.
Sportveranstaltungen sind Virenverbreiter
Es wird immer klarer, daß Menschen, die längere Zeit mit einer infizierten Person in einem geschlossenen Raum zusammengearbeitet haben, eher erkranken. Taxifahrer oder Hotelangestellte, die nur kurz Kontakt zu infizierten Personen hatten, steckten sich selten an. Infizierte Oberflächen oder eine flüchtige Begegnung mit einem Infizierten an der frischen Luft sind nach jüngsten Erkenntnissen kaum gefährlich. Die Dosis macht das Gift, aber wie hoch genau die virulente Dosis ist, ist noch unklar. Nur insgesamt ein Viertel der Infizierten steckt andere an und etwa zehn Prozent der Menschen, die an COVID-19 erkrankt sind, sind verantwortlich für 80 Prozent der Übertragungen, heißt es einer aktuellen Studie, die in „Wellcome Open Research“ veröffentlicht wurde. Wie es zu diesen großen Unterschieden kommt, ist noch unbekannt.
Ökonomen der Universität Linz haben den Einfluss von US-Sport-Veranstaltungen auf die Ausbreitung der Epidemie untersucht. Nur ein einziges Basketball- oder Eishockey-Spiel erhöht die Zahl der Infizierten um 380 Menschen pro eine Million Einwohner – das sind umgerechnet 13 Prozent. Zudem gibt es 16 zusätzliche Todesfälle, das entspricht einer Steigerung von elf Prozent. Grundlage Ihrer Studie waren die Daten zu 78 Spielen der National Basketball Association (NBA) und 57 Partien der National Hockey League (NHL), die im März dieses Jahres dann abgebrochen wurden. Die ersten Spiele sollen wieder ab dem 30. Juli stattfinden.