KÖLN. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat die ausufernden Neuanstellungen und mangelnde Effizienz im öffentlichen Dienst kritisiert. Am schlechtesten schnitt Schleswig-Holstein in der Analyse der Wirtschaftsexperten ab. Das von Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) regierte schwarz-grüne Bundesland hat laut IW ein Einsparungspotential von rund 3.600 Beschäftigten im öffentlichen Dienst. Es zeige damit „die ineffizienteste Beschäftigungsentwicklung im Sinne einer nicht erklärbaren Abweichung nach oben vom Erwartungswert“, hieß es in der Studie.
Zwischen 2013 und 2023 stieg die Zahl der Landesbeschäftigten je Einwohner um durchschnittlich acht Prozent. Schleswig-Holstein hatte mit 15 Prozent mehr Landesmitarbeitern fast doppelt so viele. Das Saarland war das einzige Bundesland, das Landesbeschäftigung im selben Zeitraum abbaute. Die IW-Ökonomen erklären dies mit einer hohen Verschuldung des Saarlands, die „zu einer Konsolidierung bei den Personalkosten geführt haben könnte“.
Auch die Mitarbeiterzahl in Kommunen ist bundesweit stark angestiegen. Im Beobachtungszeitraum stieg die Zahl der kommunal Beschäftigten sogar um 21 Prozent. Hier lag Schleswig-Holstein mit 30 Prozent mehr kommunalen Angestellten ebenfalls weit über dem Durchschnitt. Danach folgten Niedersachsen und Rheinland-Pfalz mit jeweils 24 Prozent mehr Gemeinde-Beschäftigten. Den geringsten kommunalen Mitarbeiterzuwachs hatte Thüringen mit elf Prozent.
Wirtschaftsexperte kritisiert Ineffizienz
Dagegen lobte das Wirtschaftsinstitut die Effizienz in Sachsen-Anhalt, wo es zwei Prozent weniger öffentliche Beschäftigte gab als erwartet. Auch Bayern, Rheinland-Pfalz, Thüringen und das Saarland kamen trotz allgemein hoher Beschäftigungszahlen mit weniger Staatsdienern aus als angenommen. Daran gemessen hat Schleswig-Holstein „sowohl bei der tatsächlichen Entwicklung als auch bei der Abweichung die ungünstigste Entwicklung“, monierten die Wirtschaftsexperten.
Insgesamt gibt es deutschlandweit laut IW im öffentlichen Dienst ein Einsparungspotential von 60.000 Stellen. Dies entspreche rund 3,4 Milliarden Euro pro Jahr. Die drei Stadtstaaten Berlin, Bremen und Hamburg wurden aufgrund ihrer Sonderstellung ohne zusätzliche kommunale Beschäftigung nicht berücksichtigt.
IW-Studienautor Martin Beznoska forderte: „Statt ausschließlich über fehlendes Personal zu klagen, sollte sich der öffentliche Dienst vielmehr um effizientere Arbeitsweisen bemühen.“ Der Wirtschaftswissenschaftler führte weiter aus, daß „Länder und Kommunen weiterhin über den Fachkräftemangel“ klagen, obwohl diese immer mehr Mitarbeiter beschäftigen (JF berichtete). „Die Analyse zeigt, daß einige Kommunen ihre Aufgaben mit deutlich weniger Personal bewältigen als andere“, sagte Beznoska. (rsz)