WIESBADEN. Die Zahl der Firmenpleiten in Deutschland ist im Vergleich zum Vorjahr deutlich gestiegen. Allein im Juli beantragten 1.586 Unternehmen bei den Amtsgerichten eine Insolvenz. Dies entspricht einem Anstieg um 37,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Das ist deutlich mehr als die Behörde ursprünglich für diesen Monat geschätzt hatte.
Nahezu vervierfacht haben sich die Forderungen der Gläubiger an die Firmen. Sie stiegen von 800 Millionen auf 3,1 Milliarden Euro. Als die am stärksten betroffenen Branchen gelten Verkehr und Logistik mit acht Insolvenzen je 10.000 Unternehmen sowie das Baugewerbe mit 7,1 Fällen je 10.000 Unternehmen.
Im gleichen Zeitraum wuchs die Zahl der Verbraucherinsolvenzen um 6,9 Prozent auf 5.668 Verfahren. Im September wiederum stieg die Gesamtanzahl der Pleiteverfahren mit 19,5 Prozent um rund ein Fünftel gegenüber dem Vorjahresmonat. Im August betrug die Zunahme noch 13,8 Prozent.
Experten beruhigen: Insolvenzen nur verschleppt
Das Bundesamt für Statistik merkt dabei an, daß die Anträge erst nach der ersten Entscheidungen der Insolvenzgerichte in die Daten einfließen und daß der tatsächliche Antragszeitpunkt in vielen Fällen drei Monate davor betrage.
Experten hatten bereits in der Vergangenheit erklärt, daß es sich in vielen Fällen um verschleppte Insolvenzen handelt. Beispielsweise betonte der Vorsitzende des Berufsverbandes der Insolvenzverwalter und Sachwalter Deutschlands, Christoph Niering, im August, daß das Insolvenzgeschehen während der Corona-Krise von staatlicher Seite „deutlich beeinflußt“ und abgemildert worden sei. „Auch so ein deutlicher Anstieg jetzt bedeutet vor allem nur eine Normalisierung des Insolvenzgeschehens.“ (kuk)