BERLIN. Der Chefvolkswirt der Deutschen Bank, Thomas Mayer, hat vor einem drohenden Zusammenbruch der Euro-Währung gewarnt. „Die Situation ist ernster als jemals in den zehn Jahren nach Einführung des Euro“, sagte er in einem Gespräch mit der Welt. Den Grund sieht Mayer in dem faktischen Staatsbankrott Griechenlands, der nur durch die anderen EU-Länder abgefangen werden kann.
Als Fehler der Währungsgemeinschaft sieht Mayer einen fehlenden Kontrollmechanismus. „Weder die Europäische Zentralbank noch die EU-Kommission, noch sonst jemand in der EU kann die Griechen nun zwingen, im Ausgleich für Hilfe notwendige Reformen durchzusetzen.“ Er wäre daher „für die Gründung eines Europäischen Währungsfonds“ nach Vorbild des Internationalen Währungsfonds.
Moderate Inflationspolitik gefordert
Seiner Ansicht nach sei es möglich, „daß die Währungsunion zerbricht oder zur Inflationsgemeinschaft wird, wenn das Griechenland-Problem und seine möglichen Folgen nicht vernünftig gehandhabt werden“. Mayer selbst spricht sich für eine Inflationspolitik als „die am wenigsten schlechte Lösung“ aus.
Allerdings bestehe durch eine anhaltende Niedrigzinspolitik auch die Gefahr einer neuen Finanzblase. „Wenn es dann noch mal kracht, haben wir in der Tat einen finalen Crash“, gab Mayer zu bedenken. „Es wird nicht möglich sein, noch einmal Steuergelder in Milliardenhöhe in die Märkte zu schießen. Denn dann hätten wir tatsächlich bald eine Staatsschuldkrise.“ (FA)