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Dröhnen im Hardthäuser Wald

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Im Hardthäuser Wald, 25 Kilometer nordöstlich von Heilbronn, liegt das Versuchsgelände für Raketen-antriebe Lampoldshausen. Vor Blicken durch dichten Wald geschützt, bebt dort einmal in der Woche die Erde. Dann wird auf dem Prüfstand-5 des etwa 40 Hektar großen Geländes das Haupttriebwerk der Ariane-Rakete gezündet. 600 Kubikmeter Wasserstoff und 200 Kubikmeter Sauerstoff reagieren miteinander, dabei zischt ein 3.000 Grad heißer Feuerstrahl aus der Triebwerksdüse. Zehn Minuten lang muß diese gesteuerte Knallgasexplosion fehlerfrei ablaufen, um den Test zu bestehen. An manchen Tagen ist das Dröhnen noch 30 Kilometer weit zu hören. Die 50 Meter lange und 700 Tonnen schwere europäische Superrakete Ariane-5 kann bis zu zwei Satelliten mit einem Gesamtgewicht von sechs Tonnen ins All schleppen. Damit man im internationalen Konkurrenzkampf bestehen kann, soll die Nutzlast der Ariane-5 auf zwölf Tonnen verbessert werden. Dafür muß aber die Leistung des Triebwerks höher sein, eine der Aufgaben, die das Testzentrum für Raketenantriebe in Lampoldshausen lösen wird. Mit 4.500 Mitarbeitern an acht Standorten, in Berlin, Braunschweig, Bonn, Oberpfaffenhofen, Stuttgart, Göttingen, Lampoldshausen und Köln-Porz (Sitz des Vorstands), betreibt das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) Forschungs- und Entwicklungsarbeiten in nationaler und internationaler Kooperation. Über die eigene Forschung hinaus ist das DLR als Raumfahrtagentur im Auftrag der Bundesregierung für die Umsetzung der deutschen Raumfahrtaktivitäten zuständig. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V., größte ingenieurwissenschaftliche Forschungseinrichtung in der Bundesrepublik Deutschland, ist auch in den Bereichen Energie und Verkehr tätig, die sich beide aus der hohen Kompetenz in der Luft- und Raumfahrt entwickelt haben. Die Ergebnisse der Forschungs- und Entwicklungsarbeiten fließen in die industrielle Produktion ein. Zu den Aktivitäten des Raumfahrtsektors gehören die zukunftsweisenden Verfahren der telescience, das ist die Bedienung von Versuchsanlagen in einem Weltraumlabor per Funkkommando. Die Fernerkundung analysiert mit Hilfe von Satellitendaten eine Vielzahl von Umweltfragen, etwa die Beobachtung des Ozonlochs oder die Meeresverschmutzung, wie dies kein bodengeschütztes Verfahren leisten kann. Das Satellitenstart-Programm hat sich in den letzten Jahren zu einem Milliardengeschäft entwickelt. Für das erste Jahrzehnt dieses Jahrtausends rechnet man mit etwa 1.100 Satelliten sowohl für Forschung als auch für Kommunikation, die ihrerseits Trägerraketen im Wert von etwa 60 Milliarden Euro erfordern. Gelingt es, die Tragkraft der Raketen zu steigern, dann können die Transportkosten in den Weltraum pro Kilogramm Nutzlast gesenkt und damit der Konkurrenz von Amerikanern, Russen und Japanern besser begegnet werden. Doch Vorsicht, vor Jahr 2000 ist eine mit sechs Satelliten bestückte russische Trägerrakete nach einem mißglückten Start ins Meer gestürzt. Das DLR-Institut für Verbrennungstechnik am Standort Stuttgart liegt in direkter Nachbarschaft zum Campus der Universität und ermöglicht die Einbindung von Studenten und Doktoranden in das Forschungsprogramm des Luft- und Raumfahrtzentrums. Der Stuttgarter Standort hat seinen Ursprung in dem im Jahre 1954 gegründeten Forschungsinstitut für Physik der Strahlenantriebe, unter der Leitung von Eugen Sänger, einem der Pioniere der Raumfahrtforschung. Noch weiter zurück muß an die Arbeiten von Hermann Oberth, Walter Dornberger und Wernher von Braun erinnert werden, denen 1942 in Peenemünde der erste geglückte Start der Fernrakete A-4 gelang, Vorgängerin der für die Mondlandung erfolgreichen Saturn-5-Rakete. In den Stuttgarter Instituten für Verbrennungstechnik und Technische Thermodynamik werden unter anderen die Brennkammerprozesse in Wasserstoff/Sauerstoff-Hochdrucktriebwerken erforscht, sowie die Unter- und Überschallverbrennung in Staustrahlbrennkammern. Die enorme Hitzeentwicklung in den Hochleistungssystemen erfordert spezielle Materialien der Faserkeramik auf der Grundlage von Siliziumkarbid. Der Ottobrunner Raumfahrtkonzern Astrium hat kürzlich zu Werbungszwecken ein Triebwerk der Ariane-5 vor das Bundesministerium für Bildung und Forschung in Bonn aufgestellt. Die drei Millionen PS starke Schubkammer soll weitere staatliche Finanzmittel für die Raumfahrt locker machen und ist gleichzeitig ein Symbol für den deutschen Anteil am Ariane-Programm. Die europäische Betreibergesellschaft Arianespace beschäftigt aber neben Astrium noch den französischen staatlichen Raketenbauer Snecma als Hauptauftragnehmer. Diese beiden wichtigsten Partner von Ariane sind allerdings heillos zerstritten, es geht um Standortfragen und um das leidige Geld. Frankreich als Atommacht ließ sein Atomunternehmen, weil es nicht mehr finanzierbar war, im zivilen Ariane-Programm aufgehen, an dessen Kosten halb Europa beteiligt ist. Die Raketen werden in Frankreich zusammengebaut, seit 1979 haben 141 Raketen des Arianetyps vom Startplatz Kourou, vor der Küste des französischen Verwaltungsbezirks Guayana in Südamerika, abgehoben. Deutschland dagegen, das den zweitgrößten Finanzierungsbeitrag leistet, möchte mehr Mitspracherecht und wünscht eine vollständige Privatisierung von Arianespace. Die Faszination für die Weltraumforschung bei jungen Leuten zu wecken, ist ein Nebeneffekt der deutschen Beteiligung an der Internationalen Raumstation ISS. Die Bundesregierung hat sich verpflichtet, etwa 2,5 Milliarden Euro zur Raumstation beizusteuern. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt ist an der Vorbereitung dieses größten Weltraumbauwerkes aller Zeiten beteiligt, das ab dem Jahre 2006 auch kommerziell nutzbar gemacht werden soll.

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