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Graffiti

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Der Schaden ist beträchtlich: Jährlich werden bundesweit etwa 500 Millionen Euro benötigt, um Graffiti und Schmierereien zu beseitigen. Gerade in Ballungsräumen werden Immobilienbesitzer mit ständigen Verunzierungen ihrer Hauswände geschädigt, müssen Verkehrsbetriebe enorme Summen für die Reinigung von Bussen, Bahnen und Gebäuden aufbringen. Um Graffiti verstehen zu können, muß man den Hintergrund sehen. Für junge Sprayer aus bürgerlichen Elternhäusern und gehobenen sozialen Schichten bedeutet das illegale Sprayen vor allem einen Adrenalin-Kick. Man verübt allenfalls sanfte Gewalt gegen Sachen, kann sich aber mit der Polizei spannende Katz-und-Maus-Spiele liefern. „Begründet“ wird dieses Verhalten mit der Rückgewinnung von öffentlichem Raum, der von der Erwachsenenwelt entzogen worden ist. Und tatsächlich ist die „Verwahrlosung“ der Jugend auch ein Resultat von „Verwahrlosung“ der Erwachsenen. Täglich werden aus plumpem Profitstreben sterile Betonmauern, Autobahnrampen, Fertigbauhallen in unsere Heimat geklotzt, werden Straßen und Hausfassaden mit Werbetafeln, immer größer und aggressiver leuchtend, zugepflastert. Nur in seltensten Fällen spielen dabei ästhetische Überlegungen eine Rolle. Doch die Sprayer setzen der grellen Reizüberflutung unserer Städte kein echtes Contra, sondern – Ironie der Geschichte – steigern den Effekt mit ihren bunten Bildern noch. Sie bleiben Rädchen im Getriebe, und so werden selbst die subversiven Elemente stets als Jungbrunnen vom Marktsystem vereinnahmt. Die Kids der Unterschichten hingegen interessiert dieser „geistige Überbau“ nicht. Sie sind es auch vor allem, die vielen kleinen Schmierfinken, die bei normalen Bürgern den Eindruck städtischer Verschmutzung hinterlassen. Mit der Spraydose oder auch nur dem Edding-Stift bringen sie auf S-Bahnsitzen oder Haustüren ihre tags an – kryptisch verschnörkelte Initialen, persönliche Kennzeichen zur plumpen Reviermarkierung. Nach der broken windows-Theorie zieht ein Schmierer den nächsten rasch nach sich. Der Bürger fühlt sich ohnmächtig, und selbst den Mittelschichten-Kindern, die Graffiti als Kunst betrachten, dämmert langsam, daß die Akzeptanz der Gesellschaft gegenüber den tags im Schwinden ist. Letztendlich ist illegales Graffiti ein Anzeiger für die Abnahme sozialer Werte und intakter gesellschaftlicher Gefüge. Wer das Eigentum anderer Menschen achtet, wer in einen engen sozialen Kontext eingebunden ist, wird nicht den Egoismus besitzen, anderen seine Farborgien aufzwingen zu wollen. Je beziehungsloser eine Gesellschaft zu ihren materiellen und immateriellen Werten ist, je weniger Bindung ihrer Glieder zueinander besteht, um so rascher ist man dabei, einfach im Vorbeigehen fremde Wände, Fahrzeuge oder Telefonzellen zu verunzieren. Jahrelang war der Staat untätig, waren Schmierereien nicht strafbar. Im Gegensatz zu den USA, skandinavischen Ländern oder Frankreich, wo für wiederholtes Sprayen zum Teil sogar empfindliche Haftstrafen drohen. Auch in Deutschland muß den Verursachern dieser Verwahrlosung wieder Respekt durch staatliche Autorität beigebracht werden. Foto: Graffitischäden

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