HAMBURG. Die Bereitschaft junger Erwachsener, sich freiwillig militärisch ausbilden zu lassen, ist größer als erwartet. Das zeigt eine Studie des Forschungsverbundes MOTRA unter Leitung der Universität Hamburg. Demnach erklärten 18,8 Prozent der 18- bis 29jährigen, sie hätten Interesse an einer sechsmonatigen militärischen Grundausbildung bei der Bundeswehr. Weitere 36 Prozent dieser Altersgruppe lehnten das nicht ausdrücklich ab.
Insgesamt äußerten 14,3 Prozent aller Befragten ohne bisherigen Wehrdienst ein klares Interesse, weitere 24,1 Prozent wollten sich die Entscheidung offenhalten.Gut 61 Prozent lehnten die Ausbildung ab. Der Anteil der Frauen unter den Interessierten lag mit rund 58 Prozent über dem der Männer, da viele Frauen bislang keinen Wehrdienst geleistet haben.
Jede Form einer Dienstpflicht lehnten etwa 27 Prozent ab. Fast die Hälfte befürwortete dagegen eine einjährige allgemeine Dienstpflicht für unter 21jährige, die wahlweise bei der Bundeswehr oder in sozialen Einrichtungen abgeleistet werden kann.
Nur Linkspartei-Anhänger lehnen Wehrdienst ab
Eine allgemeine Wehrpflicht für Männer und Frauen fanden 29 Prozent richtig, nur für Männer 12 Prozent. Jüngere Menschen und Befragte mit höherer Bildung standen einem verpflichtenden Dienst deutlich skeptischer gegenüber.
Die Bereitschaft zur militärischen Grundausbildung zeigte sich über alle politischen Lager hinweg. Nur Wähler der Linkspartei äußerten ein geringes Interesse. Für die Mehrheit der Befragten spielte die Wahrnehmung einer Kriegsbedrohung keine entscheidende Rolle.
Nach Einschätzung von Studienleiter Peter Wetzels könnte die Bundeswehr ihren Personalbedarf über ein attraktives Freiwilligenmodell decken. Eine Wiedereinführung der Wehrpflicht sei empirisch nicht notwendig. Entscheidend sei vielmehr gesellschaftliche Anerkennung und eine gezielte Ansprache junger Erwachsener.
Die Untersuchung ist Teil des vom Bund geförderten Forschungsverbundes MOTRA, der gesellschaftliche Einstellungen zu Sicherheit und Radikalisierung erfaßt. Die repräsentative Befragung umfaßte 2.430 Personen zwischen 18 und 69 Jahren. (sv)






