FRANKFURT AM MAIN. Die Präsidentin der AfD-nahen Desiderius-Erasmus-Stiftung, Erika Steinbach, hat trotz einer Einladung nicht an der Mitgliederversammlung der Frankfurter Sektion der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG) am Dienstagabend teilnehmen dürfen. Denn der jüdische Sportverein TuS Makkabi, auf dessen Gelände die Veranstaltung stattfand, erteilte ihr ein Hausverbot. Das berichtet die Welt.
Steinbach, die seit mehr als vier Jahrzehnten Mitglied der DIG ist, hatte ihre Teilnahme zuvor zugesagt. Die 82jährige schrieb, daß sie „gerne an der Mitgliederversammlung und dem anschließenden Empfang der DIG Frankfurt“ teilnehme. „Im Hinblick auf den Terror der Hamas gegen Israel und die immer noch nicht freigelassenen Geiseln, aber auch wegen der inzwischen unerträglichen Anfeindungen gegen Juden hier in Deutschland“, sei es ihr „ein besonderes Anliegen“.
Am Montag, einen Tag vor der Veranstaltung, teilte ihr jedoch die DIG-Mitarbeiterin Lena Luckenbach mit, daß ihr sowohl der TuS Makkabi als auch der angeschlossene Gastronomiebetrieb „Shalom Kosher Cafe & Catering GmbH, vertr. d. d. Geschäftsführer Yevehen Krol“ den Zutritt untersagten. Steinbach zeigte sich „mehr als überrascht“.
Steinbach: „Mitgliedsbeiträge immer pünktlich bezahlt“
Als Ersatz bot die DIG der früheren CDU-Bundestagsabgeordneten eine Online-Teilnahme per Zoom an. Steinbach lehnte dies ab, da eine digitale Zuschaltung die persönliche Begegnung nicht ersetzen könne. Sie bekräftigte zugleich, sich trotz der Ausgrenzung „nicht von meiner Solidarität für Israel abbringen“ zu lassen.
Die Politikerin verwies darauf, ihre Mitgliedsbeiträge stets pünktlich überwiesen zu haben. Als besonders kränkend empfinde sie es, daß ein langjähriges Mitglied auf diese Weise ohne Angabe von Gründen ausgegrenzt werde. Steinbach sah in dem Vorgehen einen Widerspruch zum satzungsmäßigen Anspruch der Gesellschaft, Dialog und Zusammenhalt zu fördern.
Hintergrund der Entscheidung ist nach Angaben aus dem Umfeld die politische Nähe Steinbachs zur AfD. Die 1943 in Westpreußen geborene Diplomverwaltungswirtin war von 1990 bis 2017 Bundestagsabgeordnete der CDU und von 1998 bis 2014 Präsidentin des Bundes der Vertriebenen. 2018 übernahm sie die Leitung der AfD-nahen Desiderius-Erasmus-Stiftung, seit 2022 gehört sie der Partei an.
Keine Stellungnahme der Verantwortlichen
Steinbach engagiert sich seit Jahrzehnten im jüdischen Umfeld. So war sie auch zehn Jahre lang Schirmherrin der Frankfurter Gruppe der Women’s International Zionist Organisation (WIZO).
Die Verantwortlichen beim TuS Makkabi und der „Shalom Kosher Cafe & Catering GmbH“ und der DIG Frankfurt verweigerten eine Stellungnahme zu den Beweggründen des Hausverbots. Nach Darstellung Steinbachs blieb es bei dem Hinweis, ihr physischer Zutritt sei nicht erwünscht. (fh)