MAINLEUS. Der fränkische Fußballverein SV Motschenbach hat sich von seiner eigenen Aktion distanziert, mit der er die Abschiebung eines Spielers verhindern wollte. Ursprünglich setzten sich die Kreisliga-Fußballer dafür ein, daß ein 24jähriger Iraker in Deutschland bleiben darf.
Noch in der vergangenen Woche teilte der Verein mit: „Er spricht gut Deutsch und war zuletzt als Vorarbeiter bei einer Firma, die PV-Anlagen baut, tätig. Dort wurde ihm vor gut einem Jahr aus unbekannten Gründen die Arbeitserlaubnis entzogen, folglich ist er seitdem beschäftigungslos“, empörte sich der Verein in der vergangenen Woche. „Der sympathische Farhad ist [spielt, Anm.] seit September 2023 für den MSV und steht regelmäßig in der Zweiten in der Startaufstellung.“
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Viele Vorstrafen und ein fehlender Paß
Doch schon wenig später vollzog der Verein eine Kehrtwende, wie das lokale Nachrichtenportal InFranken berichtet. Denn zwischenzeitlich wurde die Vorstrafenliste des irakischen Amateurfußballers bekannt. „Der Grund, warum diese ganze Geschichte überhaupt ins Rollen kam, ist, daß der junge Mann aufgrund von 13 Fällen des Betäubungsmittelhandels und Drogenbesitzes vorbestraft war und bereits zu einem Jahr Jugendstrafe verurteilt wurde“, berichtet der örtliche Landtagsabgeordnete der Freien Wähler, Rainer Ludwig, dem Portal.
Die Arbeitserlaubnis sei ihm entzogen worden, weil er „keinen beziehungsweise einen falschen Paß hatte und auch nicht bereit dazu war, sich um die Beschaffung von Ersatzpapieren zu kümmern“, schildert Ludwig weiter. Hinzu komme, daß der Iraker seit 2019 ausreisepflichtig sei.
Verein distanziert sich
Beim Verein sorgten diese Informationen für ein Umdenken. „Der SV Motschenbach stellt seine Aktivitäten im Zusammenhang mit der Abschiebung von Farhad S. mit sofortiger Wirkung ein“, teilte der Klub mit. „Nach gesicherten Erkenntnissen des Innenministeriums hat sich unser Aktiver mehrfach schwerwiegend fehlverhalten und somit sein Bleiberecht in Deutschland selbst verwirkt. Und das, obwohl er nach Abschluß des Asylverfahrens einen festen Aufenthaltstitel bekommen hätte.“ Nun seien im Verein alle „traurig“ und „überrascht“.
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Dennoch stehe man im Verein grundsätzlich zu der nun abgebrochenen Solidaritätsaktion. „Denn hätte sich herausgestellt, daß Farhad S. eine weiße Weste hat und wir hätten von Vereinsseite aus nicht oder zu spät reagiert, wäre das unserem Anspruch als MSV-Familie nicht gerecht geworden.“
Der Iraker soll nun voraussichtlich am Mittwoch in den Irak abgeschoben werden. (ho)