BERLIN. Die Chancen auf einer Kanzlerschaft Robert Habecks liegen bei null. Trotzdem will der Wirtschaftsminister, dessen Grüne in der aktuellen Insa-Umfrage bei 11,5 Prozent verharren, unbedingt mit Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz (CDU) und Amtsinhaber Olaf Scholz ins von ARD und ZDF ausgestrahlte TV-Duell.
Das Angebot der öffentlich-rechtlichen Sender, sich stattdessen mit AfD-Chefin Alice Weidel separat zu messen, lehnte der Grünen-Politiker empört ab. Dabei mißt Insa deren Partei aktuell mit 19,5 Prozent stabil auf dem zweiten Platz. Auch in der Frage, wen die Deutschen bei einer Direktwahl zum Kanzler wählen würde, liegt Weidel mit 21 Prozent nicht nur deutlich vor Habeck (13 Prozent) und Scholz (16 Prozent), sondern sogar gleichauf mit Merz auf Platz eins.
TV-Duell: Lindner will Habeck ersetzen
Man werde eine solche Einladung zu einem TV-Duell mit Weidel „nicht akzeptieren“, teilte ein Sprecher von Habecks Wahlkampfteam dem Redaktionsnetzwerk Deutschland mit. Er warf ARD und ZDF vor, in den „extrem kurzen, intensiven und vor allem offenen Wahlkampf“ einzugreifen.
In die Lücke möchte nun FDP-Chef Christian Lindner springen. Auf X schrieb er: „Der Robert Habeck will in der ARD nicht mit Alice Weidel von der AfD diskutieren. Wenn der Platz also frei ist, nehme ich ihn gerne.“ Man dürfe den Ideenwettbewerb mit der AfD nicht scheuen, wenn man deren Wähler zurückgewinnen wolle.
Der Robert #Habeck will in der #ARD nicht mit Alice #Weidel von der #AfD diskutieren. Wenn der Platz also frei ist, nehme ich ihn gerne. Man darf den Ideenwettbewerb mit der AfD nicht scheuen, wenn man deren Wähler zurückgewinnen will. CL
— Christian Lindner (@c_lindner) December 18, 2024
Vom ÖRR kam bisher keine Antwort. Die Frage ist allerdings, ob eine Auseinandersetzung zwischen den Spitzenkandidaten einer Vier- und einer 20-Prozent-Partei dort als angemessen empfunden wird. Die AfD hatte angekündigt, den Ausschluß der zweitstärksten Kraft aus dem echten Kanzlerduell juristisch prüfen zu wollen.
Schröder über AfD-Mobbing: „Das war falsch.“
Ex-Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) warb unter dem Hashtag #TV-Duell nun auf X darum, die Auseinandersetzung mit der AfD nicht mehr länger abzulehnen. Zwar habe sie sich in den Bundestagswahlkämpfen 2013 und 2017 ebenfalls geweigert, mit der Oppositionskraft zu diskutieren, um „die AfD kleinzuhalten“. Aber: „Heute muß ich zugeben: Das war falsch.“
Schröder: „Wenn eine Partei in Wahlen nennenswerte Unterstützung erfährt, gebietet es der Respekt vor den Wählern, sich mit Argumenten und Kandidaten dieser Partei auch auf offener Bühne auseinanderzusetzen. Alles andere ist undemokratisch – und auch ziemlich feige.“ (fh)