DÜSSELDORF. Aus ermittlungstechnischen Gründen hat die Polizei im Fall des mutmaßlichen Terroranschlags von Solingen noch immer keine Täterbeschreibung veröffentlicht. „Wir haben sehr viele Hinweise, aber die wichtige Aufgabe für die Ermittler ist es, all diese Beschreibungen übereinanderzulegen. Nichts wäre schädlicher als jetzt eine Beschreibung herauszugeben und im Zuge der Ermittlung stellt sich dann heraus, daß die Person eine ganz andere Erscheinung hatte“, sagte der Pressesprecher des Polizeipräsidiums Düsseldorf, Marcel Fiebig, am Samstag bei einer Pressekonferenz anläßlich des Messerangriffs, der sich keine 24 Stunden zuvor im Zentrum vom Solingen ereignet hatte. Dort hatte die Stadt unter dem Motto „Fest der Vielfalt“ ihr 650jähriges Bestehen gefeiert.
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Gegen 21:37 hätten sich laut Polizeidirektor Thorsten Fleiß – am Abend der Attacke mit der Einsatzleitung betraut – von dort aus mehrere Menschen bei der Polizei gemeldet, weil eine „männliche Person gezielt auf Menschen einsticht“. Der Täter sei vor seiner Attacke jedoch von zwei Frauen dabei beobachtet worden, wie er einem 15jährigen Jungen von seinem Plan erzählt. „Es gibt zwei Zeuginnen, die vor der Tat ein Gespräch gehört haben und sich danach bei der Polizei gemeldet haben“, so Fleiß. Über den Jugendlichen könnten die Behörden aus Gründen des Jugendschutzes aber keine weiteren Informationen herausgeben.
Polizei spricht von „gezielten Angriffen auf den Hals“
Nachdem er kurz darauf mit einem Messer auf umstehende Festbesucher einstach, habe sich der Angreifer in der dadurch einsetzenden Massenpanik die Flucht ergriffen. „Nach aktuellem Stand gehen wir davon aus, daß es gezielte Angriffe auf den Hals waren“, rekapitulierte er die bisherigen Ermittlungen zur Attacke von Solingen.
Bisher seien so mindestens drei Menschen ums Leben gekommen. Weitere acht Personen lägen teils schwer verletzt noch im Krankenhaus. „Vier lebensgefährlich, 2 Schwerverletzte, 2 Leichtverletzte. So erklären sich auch die 8 Verletzten und der Vorwurf des achtfachen versuchten Mordes“, erläuterte Polizeisprecher Fiebig. Derzeit ermittle die Polizei noch gegen Unbekannt. Die Vorwürfe beinhalteten neben den versuchten Morden auch noch den Dreifachmord.
Behörden halten Video der Tat aus Solingen für authentisch
Anfang seien die Behörden von einer Amoktat ausgegangen. Doch dann sei die Vermutung einer terroristischen Attacke aufgekommen. „Der Anfangsverdacht ergibt sich daraus, daß kein anderes Motiv ersichtlich ist. Deshalb schließen wir, daß es sich möglicherweise um eine terroristische Tat handeln könnte.“ Die Opfer hätten keinerlei Bezug zueinander erkennen lassen.
Derzeit kursiere in den sozialen Medien ein Video, daß die Behörden als authentisch einschätzen. „Wir werten umfangreiche Spuren aus und gehen davon aus, daß dieses Video die Tat darstellt“, bestätigte Polizeidirektor Fleiß. Allerdings eigne sich auch dieses Zeugenmaterial nicht dazu, um Aussagen über die Identität des Täters von Solingen zu machen.
Beamte in ganz Deutschland fahnden nach mutmaßlichem Terroristen
Auf Pressenachfrage bestätigte er, daß vorher weder eine Waffenverbotszone für das Volksfest in Solingen ausgerufen worden war, noch eine Videoüberwachung für den Bereich existierte. „Natürlich sind da Kräfte vor Ort, aber es gibt auch mehrere tausend Besucher, sodaß es nicht einfach ist, in der allgemeinen Panik auf eine Person zuzugreifen. Die Polizei war aber sehr schnell vor Ort“, lobte der Polizeidirektor die Arbeit der Behörden.
Derzeit seien Polizeistellen in ganz Nordrhein-Westfalen in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt. An verschiedenen Stellen im Bundesland würden Hausdurchsuchungen durchgeführt. Aber auch im restlichen Bundesgebiet fahndeten Polizisten derzeit nach dem Täter. So suche die Bundespolizei derzeit auch in Zügen nach dem flüchtigen Täter. (fw)