WIEN. Der Chef der Identitären Bewegung Österreich, Martin Sellner, widerspricht Vorwürfen, er habe gemeinsam mit AfD-Politikern die „Vertreibung“ von Millionen Menschen geplant. Der Begriff sei zu keinem Zeitpunkt gefallen, sagte Sellner der JUNGEN FREIHEIT. Die Nachrichtenseite Correctiv hatte zuvor über ein Treffen zwischen Identitären und Parteimitgliedern berichtet, bei dem angeblich ein derartiges Vorhaben besprochen worden sein soll.
Es gebe auch keinen „geheimen“ Remigrationsplan, betont Sellner. „Alle Punkte, die ich im Vortrag angesprochen habe, vertrete ich auch öffentlich und werden im patriotischen Lager breit und öffentlich diskutiert. Die vermeintlichen Zitate aus meinem Vortrag wurden sinnentstellend gekürzt und verzerrt.“ Er habe während des Vortrags mehrfach deutlich gemacht, daß keine Unterschiede zwischen deutschen Staatsbürgern gemacht werden dürften.
Sellner betont „humanistisches Konzept“
Der Begriff „Remigration“ beziehe sich allerdings nicht ausschließlich auf Abschiebungen. Es gehe dabei auch darum, auf „nicht-assimilierte Staatsbürger wie Islamisten oder Clankriminelle“ durch eine „Politik der Leitkultur und Assimilation“ einen Anpassungsdruck auszuüben. Damit sollen auch „Anreize zur freiwilligen Rückkehr“ einhergehen, betont Sellner.
Es gehe ihm um ein „vernünftiges, visionäres und gleichermaßen humanistisches Konzept“, sagt der Identitäre in einer zugleich veröffentlichten Videobotschaft. Auf dem Treffen sei „weder die Abschiebung aller Migranten“ noch eine „gewaltsame Vertreibung“ debattiert worden. „Hier einen Vergleich zur Wannseekonferenz zu ziehen, ist völlig absurd.“
Restaurantkette zieht personelle Konsequenzen
Unterdessen hat die Berichterstattung auch erste personelle Konsequenzen. Die Burger-Kette „Hans im Glück“ teilte mit, sich von ihrem Gesellschafter Hans-Christian Limmer getrennt zu haben. Limmers Name tauche auf einer Einladung zu dem Treffen in Potsdam auf. Er selbst war jedoch nicht vor Ort und gab gegenüber Correctiv an, sich ausdrücklich von den Inhalten zu distanzieren.
„Herr Limmer war bei der in Rede stehenden Veranstaltung nicht anwesend und teilte uns mit, wie bestürzt er selbst über die Forderungen war, die dort erhoben wurden. Um jeglichen Schaden vom Unternehmen Hans im Glück Franchise GmbH abzuwenden, hat er dennoch angeboten, seine Gesellschafterstellung umgehend aufzugeben. Die Mitgesellschafter des Unternehmens nehmen dieses Angebot an“, heißt es vom Unternehmen. Von den Vorwürfen sei man entsetzt. Die Restaurant-Kette distanziere sich „klar von rechtsextremen Ansichten, sie stellen das genaue Gegenteil unserer Grundwerte dar“.
Zu Wort meldete sich auch der „Verein Deutsche Sprache“ (VDS). Das Vorstandsmitglied Silke Schröder soll ebenfalls an dem Treffen teilgenommen haben und laut Correctiv Zweifel an den Ideen Sellners geäußert haben. „Der Verein Deutsche Sprache distanziert sich von den privaten Tätigkeiten seines Vorstandsmitglieds Silke Schröder. Insbesondere war die aktuell kritisierte Aktion von Silke Schröder weder mit dem VDS abgesprochen, noch gar von diesem initiiert oder autorisiert.“ (lb)