WIESBADEN. Die Inobhutnahmen durch Jugendämter sind im vergangenen Jahr auf 74.600 Fälle gestiegen. Mit 39.300 waren mehr als die Hälfte (53 Prozent) von ihnen unbegleitete Asylsuchende, teilte das Statistische Bundesamt mit. Zuletzt versorgten die Jugendämter 10.700 mehr Asylmigranten als noch im Vorjahr. Dies ist ein Anstieg von 37 Prozent.
Ohne diese „sank die Zahl der Inobhutnahmen im Jahr 2023 sogar – und zwar um 2.600 Fälle oder sieben Prozent auf 35.300“, heißt es von der Behörde weiter. Dennoch verzeichnete 2023 das Statistikamt den dritthöchsten Wert nach den Rekordjahren 2015 und 2016. Auch damals waren für den Anstieg unbegleitete minderjährige Migranten verantwortlich.
Die Gesamtzahl der eingereisten und in Obhut genommenen Minderjährigen beläuft sich seit 2015 auf 217.400. Das Statistische Bundesamt unterscheidet diese seit 2017 zusätzlich zwischen regulären und vorläufigen Inobhutnahmen nach unbegleiteten Einreisen. Vorläufige Inobhutnahmen wurden unmittelbar nach der Einreise durchgeführt, während sich reguläre „nach einer bundesweiten Verteilung der Betroffenen“ anschlossen. Über die Herkunftsländer der eingereisten Jugendlichen lagen dem Bundesamt keine Angaben vor.
Kosten der Unterbringung bleiben unklar
Die Unterbringung der jungen Asylsuchenden kommt den Steuerzahler teuer zu stehen. Es liegen zwar keine genauen Zahlen vor, aber bereits vor Jahren habe die Betreuung eines solchen Migranten 60.000 Euro im Jahr betragen haben, berichtete die Welt. „Inzwischen liegen sie mindestens 10 Prozent, vielleicht auch 20 Prozent darüber“, hieß es aus dem Deutschen Landkreistag – also bei 66.000 bis 72.000 Euro.
Die Zahl der regulären Inobhutnahmen aus „sonstigen Gründen“ ist 2023 im Vergleich zum Vorjahr von 37.900 auf 35.300 gesunken. Davon sind etwas mehr als ein Drittel der Fälle auf „dringende Kindeswohlgefährdungen“ zurückzuführen. Selbstmeldungen, „in denen Kinder oder Jugendliche selbst aktiv beim Jugendamt Unterstützung suchten“, machten elf Prozent der Fälle aus, wie die Behörde mitteilte.
„Ausreißer“ oder die „Überforderung der Eltern“ waren jeweils für ein Fünftel der Maßnahmen verantwortlich. Etwa jedes zehnte Kind sei entweder aufgrund von „Vernachlässigungen, körperlichen Mißhandlungen oder Beziehungsproblemen“ aufgenommen worden. (JF)