HAMBURG. Der Spitzenkandidat der Hamburger CDU bei der vergangenen Bürgerschaftswahl, Marcus Weinberg, hat seiner Partei den Rücken gekehrt. „Heute erkenne ich bei der gesellschaftspolitischen Haltung, beim politischen Auftreten und bei der inhaltlichen Positionierung der CDU in zunehmendem Maße Linien und Ausrichtungen, die nicht meine sind und die ich nicht länger als Mitglied tragen kann“, sagte er dem Hamburger Abendblatt.
Weinberg galt als bekannter Anhänger von Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel und Verfechter eines linksliberalen Kurses innerhalb der Union. Bei der Bürgerschaftswahl 2020 holte Weinberg mit 11,2 Prozent der Stimmen das schlechteste Ergebnis in der Geschichte der Hamburger CDU.
CDU nicht mehr liberal genug
„Das Konzept der liberalen Großstadtpartei ist ad acta gelegt worden, und zwar nicht auf eine integrative Art und Weise“, empörte sich der Politiker. Daß sich die CDU in der Hansestadt gegen Frauenquoten und die Gendersprache positioniere, sei „nicht mein Ding“, unterstrich Weinberg, der von 2005 bis 2021 Abgeordneter des Bundestags war.
Er selbst setzte „auf Zusammenhalt und Solidarität statt auf Populismus und Polarisierung“. Dies sei jedoch in der heutigen Union nicht mehr gegeben. Stolz sei er jedoch darauf, daß er „am großen Gesamtbild von Ole von Beust und Angela Merkel“ seine „kleinen Pinselstriche gezogen“ habe. Weinberg galt innerparteilich zuletzt isoliert und verpaßte den Wiedereinzug in den Bundestag. (ho)